Wieder kommen viele Beiträge auf Facebook die dramatisches vorhersagen. Ich will gar nicht wissen wie viele Frauen in den nächsten Jahren ohne eine vernünftige Wochenbettbetreuung sind. Ich will auch nicht wissen, wie viele Frauen aus Angst vor Krankenhäusern ihr Kind ohne eine Hebamme zu Hause bekommen. Ich will auch nicht wissen wie viel da schief gehen könnte. Ich weiss nur, dass es mich ziemlich sauer macht.
Dies soll kein negativer und trauriger Beitrag werden. Ich hab keine Lust mehr auf so viel negatives in meinem Leben und in unserer Gesellschaft. Ich möchte euch teilhaben lassen an meiner wirklich wirklich guten Wochenbettbetreuung. Rosenmontag vor vier Jahren lag ich mit schmerzhaften Brüsten bei meiner Mama auf der Couch. Niemals hätte ich da schon geahnt, dass in meinem Bauch dieser wundervolle kleine Mensch heranwächst. Freitags bin ich dann doch mal zu meiner Ärztin gefahren, irgendwie ging es mir anders als sonst. Kurze Panik rauschte dann nach wenigen Minuten durch meinen Körper, jetzt wenn ich dran denke kullern direkt die Tränen. Auf dem Bildschirm sah ich dann das kleine Herz pochen und wusste direkt: ” Jetzt wirst du Mama.”
Es gab nicht einen Gedanken dieses Kind nicht zu bekommen. Ich war im zweiten Semester, hatte im letzten Jahr erst mein Abitur gemacht und wohnt seit knapp einem Jahr nicht mehr zu Hause. Das Erwachsenwerden ging also schneller als ich mit das je erträumt hätte.
Natürlich waren alle ein wenig geschockt. Aber niemand wirklich niemand hat gesagt dass wir das nicht schaffen. Alle waren auf unserer Seite. Da ich wirklich nicht so erfahren war, was das Kinder bekommen angeht habe ich mich in einem Forum angemeldet und alle Beiträge aufgesaugt. Damals fing ich an viele Blogs zu lesen, einige davon lese ich noch heute mit voller Liebe! Da hieß es überall, dass man sich schnellstmöglich nach einer Hebamme umgucken muss. Na gut hab ich dann auch gemacht. Vom Angebot im ersten Moment erschlagen wollte ich eine Hebamme finden, die mir sympathisch wirkt. Immerhin ist das ja schon eine sehr persönliche Geschichte.
Nach vielen wirklich vielen Telefonaten fand ich sie. Schon als wir zusammen auf unserem Balkon saßen wusste ich, das passt. Sympathisch war sie, Mutter von einer ganzen Horde Kindern und sowas von natürlich. Sie war einfach ein Traum. Letztens haben wir uns zufällig in der Stadt gesehen und sind uns die Arme gefallen, das war wirklich Liebe. Und ich weiss, dass ich sie immer wieder fragen würde, wenn ich nochmal schwanger bin. Wer genau liest, ja ich würde gerne noch ein Kind bekommen.
Die Schwangerschaft war nicht so bilderbuchmäßig und das Mädchen in meinem Bauch war uns ist immer schon ein Riese gewesen. Nur als kleine Randnotiz: Schon im Krankenhaus konnte das Kind keine Strampler tragen weil ihr Füße abgeknickt waren ;) Bigfoot hat mit 3 Jahren Schuhgröße 30! Das ist echt ne Nummer finde ich. So also Riesenkind , großer Bauch und extreme Vordatierung. Dann Kaiserschnitt und laut Termin Frühchen.
Die ersten Wochen mit Kind, der fiesen Narbe und einigen Sorgen waren echt anstrengend. Wenn die Tür aber aufging und meine Hebamme vor mir stand, wusste ich, dass wir das alles schaffen. Das es dem Kalinchen gut geht, dass wir wirklich jede noch so blöde Frage stellen konnten und dass ich keine Angst haben brauchte.
Der wirklich blöde Verlauf mit der Depression hat mich sehr nach hinten geworfen. Meine Hebamme hat mich aufgefangen und mir Mut gemacht. Oft saßen wir einfach da und haben geredet, Tee getrunken oder sogar zusammen gestrickt. Sie war für mich da, hat mich unterstützt und ohne sie wäre es nicht möglich gewesen zu Hause zu bleiben. Eine Klinik kam für mich in keiner Sekunde in Frage, weil ich wusste, dass ich durch sie und den Rückhalt meiner Familie bestmöglichen versorgt bin.
Ich finde es erbärmlich, dass ein Land, dem es wirklich gut geht, nicht in der Lage ist diese Betreuung allen Frauen in Deutschland zu ermöglich. Ich finde jede Frau muss weiterhin bestmöglich vor und nach einer Geburt betreut werden. Ich weiss, dass ich nie wieder, nur im äußersten Notfall, ein Kind in einem Krankenhaus zu Welt bringen werde. Ohne die Arbeit von Hebammen werden viele Frauen, denen es so geht wie mir, gezwungen sein, ihr Kind alleine zu bekommen. Wenn es das ist, was das Land will, dann bin ich wirklich geschockt. Hebammen sind meiner Meinung nach die wichtigsten Personen während der gesamten Zeit von Schwangerschaft und Geburt. Ich finde zusätzlich, dass sie oft einen viel bessern Blick für die Schwangeren und ihre Bedürfnisse haben! Im Krankenhaus geht alles nur schnell schnell, hier ein Zugang da ein Kaiserschnitt und zack. Das ist nicht das, was ich mir für zukünftige Schwangerschaften wünsche. Ich möchte nach meinen Bedürfnissen betreut werden und die Chance auf diese Betreuung nicht durch schlechte Versicherungen oder gar, gar keine Versicherungen, verbaut bekommen!
Eure Meinungen zu dem Thema würde ich sehr gerne hören! Gerne auch negative!
FrauRaufuss
Wer mag kann hier die Details nachlesen.
PS: Das Foto ist von 2012, in meiner alten WG und da muss ich so in der 11ten Woche gewesen sein!
4 comments
Gott sei Dank gibt es in Deutschland Hebammen. Hier in Italien wird man nach der Krankenhausentlassung sofort ins kalte Wasser geschmissen. Natürlich haben hier die meisten jungen Mütter wertvolle Unterstützung von Seiten der Familie (Omas, Eltern, Schwiegermütter etc.), aber ich finde es auch nicht unbedingt richtig, dass der Staat seine soziale Aufgabe ganz selbstverständlich abgibt. Was ist mit den Neueltern, die kein soziales Netz haben? Ich hatte nach der Geburt auch niemanden, mal abgesehen von meinen Eltern, die eine Woche zu Besuch waren. Der Alltag mit einem/zwei Kindetn musste also von heute auf morgen geregelt werden und mit Schwierigkeiten jeglicher Art muss man alleine zurecht kommen. Zum Glück wächst man an Herausforderungen! Viele Grüsse! Claudia
Ich finde genau die Sachen die du beschreibst erfordern Hebammenhilfe. Ich find es sehr schrecklich. Und für die Anfangszeit sollten Mütter mit mehreren Kindern meiner Meinung nach zusätzlich eine Haushaltshilfe bekommen…
Du sprichst mir aus der Seele!
Ich habe meine beiden Töchter (18 und 3 Monate) mit meiner Hebamme geboren. Die erste Geburt geschah im Krankenhaus, die zweite in einem Geburtspool, in unserem Wohnzimmer und das sogar im Beisein meiner Großen (hat während den letzten Wellen, gemütlich, ein Bockwürstchen gemampft :-P). Meine Hebamme ergänzte mich und tut dies auch jetzt in jeder Stimmung und hat mich dadurch zu selbstbestimmten Geburten geleitet. Ich bin in so vielerlei Hinsicht gereift, ich bin so stolz und stark geworden. Klar, ich bin diese Wege selbst gegangen aber den Anstoß für die allermeisten Entscheidungen hat mir meine Hebamme gegeben.
Meine Töchter sollen auch so glücklich und selbstbestimmt sein können, wenn sie ihre Kinder tragen und Gebühren. Ich hoffe, sie werden dann noch Hebammen finden, die ihnen so nahe stehen!
Ich habe mich lange auf die Geburten vorbereitet, “hypnobirthing”, unter anderem das sogenannte TENS-Gerät haben mir sehr geholfen. Bis auf die Dehnung bei Austritt des Köpfchens hatte ich sogut wie keine Schmerzen. Viele meiner Freundinnen wissen von meinen Methoden aber keine wollte sie nutzen oder näheres wissen. Letztendlich überlassen sich die meisten den Geschehnissen, viele sagten, dass sie von der Geburt nichts wissen und sie einfach hinter sich bringen wollen. Ganz nach dem Motto: “wenn es vorbei ist, tröstet mich der Anblick meines Kindes über alles hinweg”. Aber so ist es oft nicht. Der Verlauf der Geburt schockierte so manche, die Schmerzen brachten einige sogar zur Aufgabe. Im Nachhinein stößt vieles bitter auf und ist lange nicht so leicht zu überwinden. Die Schwangerschaft verändert nicht selten das ganze Leben. Geburt und Kind, das neue Mamaleben, alles, je nach Verlauf sorgen dafür, dass Frau sich auf völlig neue Empfindungen und Umfelder einstellen muss. Vorsorge, Geburt, Nachsorge..das alles gehört in die Hände einer Hebamme. Ein Mensch, der Ruhe gibt, Fassungsvermögen und Mut. Ein Krankenhaus, in der Regel nur zur Geburt aufgesucht, ist viel zu routiniert und durchstrukturiert in seinen Abläufen. Klar, jeder soll entscheiden, wo und wie er seine Kinder auf die Welt bringt. Das steht für mich fest! Nur eine ruhige und entspannte Mami kann loslassen..ABER sie sollte auch noch in der Lage dazu sein. Entscheidungskraft, Selbstbestimmtheit, Mut und Wille sollten Bewegründe sein, nicht Selbstaufgabe, Angst und Verdrängung.
Meine Hebamme sagt, es gibt immer mehr Frauen, die selbstbestimmt sein wollen. Ich hoffe, dass dies den Trend bestimmt. Für mich, die noch weitere Kinder mit meiner Hebamme auf die Welt bringen möchte, für unsereTöchter und für die Babys, die geboren werden. Denn Sicherheit, Geborgenheit, Liebe und Frieden ist auf jeden Fall gegeben, wenn eine fachkundige, empathische Hebamme für eine Frau da ist.
Magst du mir verraten welche Bücher du zur Vorbereitung gelesen hast?