Wir kennen das alle: der Tag war anstrengend und hat sich wie ein Montag angefühlt, die Akkus sind leer und Mama muss unbedingt einen kleinen Rausch spüren. Was sie dann macht? Sie fährt zum Drogeriemarkt, beobachtet Menschen und kauft unnötigen SchnickSchnack. Mich befriedigt so ein kleiner Rausch immer sehr und zusätzlich sorgt er dafür, dass unsere Schuhschränke nicht wegen Überfüllung schließen müssen. Nun gut, anderes Thema.
Ich stehe also nach einem ätzenden Morgen an der Kasse, in meinem Körbchen liegen Dinge, die ein normaler Mensch so braucht. Vor mir steht eine Frau, die mehrfach laut seufzt und ihren Einkauf immer wieder und zwar demonstrativ vor meinem Körper herwedelt. „ Wissen Sie, ich brauche dringend neue Tampons und Binden. Sie wissen ja wie das ist. Haben Sie auch immer so starke Blutungen?“ Einen Moment lang schaue ich mich um. Ist das gerade wirklich passiert? Meint die Frau wirklich mich?
frauraufuss: Isst gerne Eis und trinkt zu viel Kaffee
Ich muss ja zugeben, dass viele Inhalte meines Lebens nicht mehr privat sind. Wer wissen möchte, wo wir wohnen, findet das sofort raus. Womit ich mein Geld verdiene, kann jeder mit mehreren Klicks herausfinden und mit viel Geschick kann man auch meine Supermärkte des Vertrauens ausfindig machen und mir dort auflauern. (Das soll jetzt keine Aufforderung sein, möglich wäre es aber.) Aufmerksame Menschen wissen, wo ich meine Hosen und Schuhe kaufe, welches Eis ich am liebsten esse und, dass ich ein Problem mit meinem Kaffeekonsum habe. Sie wissen, dass das Kalinchen im Sommer in die Schule kommt, welchen Rucksack sie sich ausgesucht hat, welche Kleidung sie trägt und was sie in ihrer Freizeit so macht. HerrnRaufuss kennt das Internet jetzt auch, denn Patchwork machen wir ja auch noch.
Was das Internet aber nicht weiss, sind die Namen von Kind und Mann. Kann man bestimmt auch rausfinden, ist mir aber einfach zu privat. Und genau da kommen wir an den Punkt, der uns wieder an die Drogeriemarktkasse bringt: Wie viel privat ist zu privat? Möchte ich das gerade wirklich wissen? Warum zum Teufel muss ich das gerade wissen? Wie ich reagiert habe? Doof geguckt, sprachlos und stotternd: „Ähm.“
Ich möchte nicht mitteilen, ob und wie meine Tochter geimpft wurde, wurde sie und ja ich bin tatsächlich über Risiken aufgeklärt worden. Auf welche Schule das Kind geht? Hab ich tatsächlich gerade vergessen, denn es ist nur für uns im kleinen Kreis eine wichtige Tatsache. Wenn wir also jetzt davon ausgehen, dass die gute frauraufuss viele Dinge ihres Privatlebens privat lässt, warum muss man dann an der Kasse seine äußerst privaten Details mitteilen? Das muss doch einfach nicht sein. Ich bin der Meinung, dass es Dinge gibt, die einfach niemanden etwas angehen.
Ich möchte nicht wissen, wann Menschen ihre Periode haben und wenn ja wie schlimm es gerade ist. (Anders ist das bei Freundinnen, denn manchmal muss man ja auch jammern und sich über diese unnütze Erfindung aufregen. Sie wissen ja wie das ist.!) Was der Mann von der Insta-Tante arbeitet? Möchte ich auch nicht wissen, denn es ändert doch meine Meinung über sie nicht. Ob die halbe BloggerWelt ihre Kinder nicht impft oder doch? Das interessiert mich tatsächlich auch nicht, denn Eltern dürfen diese Entscheidung tatsächlich noch alleine treffen.
Wie viel privat ist zu privat?
Ich höre dabei immer auf mein Bauchgefühl. Und es gibt bestimmt genug Themen, die würde ich so gerne aufschreiben und mich mit euch darüber austauschen. Sie sind am Ende aber so privat, dass sie hier keinen Platz bekommen werden.
Ich würde mir einfach wünschen, dass sich jeder, der private Details von Menschen, die ihr Leben öffentlich machen, erfahren möchte, sich selber fragt: „Soll das auch über mich öffentlich werden?“
Wie seht ihr das? Würdet ihr lieber mehr Details und Infos über uns haben?
frauraufuss
PS: Das Foto ist in der Eisdiele von Raphaels entstanden, hier gibt es das beste Eis der Stadt und wir sind dort ständig anzutreffen…..
1 comment
Ich glaube, da kann man immer drüber diskutieren, das war schon immer so und wird vermutlich immer so sein. Da zieht jeder eine andere Grenze, schwierig wird es aber, wenn einseitig die Grenze wie bei dieser Dame weit überschritten wird. Das wäre mir gegangen wie Dir, ich wills nicht wissen. Bei mir ist auch so eine Grenze Geburtsberichte, nein, möchte ich nicht hören. “War gut”, “war nicht so gut”, “ging schnell” oder “war ein Kaiserschnitt” reicht mir als Info absolut. Im Web hab ich wenigstens die Option, es einfach nicht zu lesen. Genauso wie keiner die Details über meinen Kaiserschnitt lesen muss, der nicht mag. Im wahren Leben waren schon welche beleidigt, weil es mich nicht interessiert. Strikt ziehe ich eben die Grenze bei den Kindern, was Aussenstehende etwas angeht und was nicht. Daher gibts bei uns weder Namen noch erkennbare Fotos und auch viele persönliche Sachen gehören nicht in mein Blog.