Es ist wie ein Daumenkino, nur im Kopf. Es ist schnell, dreht sich und kommt dann und wann zu Besuch. Manchmal betrachte ich es lächerlich und blende es aus. Dann bin ich stark und voller Kraft. Und manchmal zieht es mir den Boden unter den Füßen weg, lässt das Kino im Kopf noch schneller werden und saugt mir meinen ganzen Mut aus dem Körper.
Wenn die Angst kommt
Wir Menschen haben vor so vielen Dingen Angst. Angst, zu versagen. Angst, Fehler zu machen. Angst, falsche Entscheidungen zu treffen. Unser Kopf schreibt ununterbrochen Pro- und Kontralisten. Er wägt ab, signalisiert mit Bauchgrummeln komische Gedanken und macht es manchmal komplizierter, als es wirklich ist. Es sind die unmöglichsten Situationen, in denen uns die Angst besucht. Sie macht sich breit und schafft es immer wieder den Mut, Dinge einfach zu machen, in den Hintergrund zu stellen. Dann gibt es keine Möglichkeiten aus diesem Loch zu kommen und alles scheint auf einmal dunkel, kalt und ausweglos zu sein.
Gemeinsam springen
Und manchmal muss man dann einfach ins kalte Wasser springen. Ohne wissen zu können, ob das hier gerade die richtige Entscheidung ist. Ohne Antworten auf all die Fragen, die der Kopf gerade stellt. Herrraufuss und ich sind im letzten Jahr ein paar Mal zusammen ins kalte Wasser gesprungen. Wir haben unserer Angst keinen Raum gegeben und machen uns bis heute immer wieder Mut. An den Tagen, die besonders anstrengend und mit einem schnellen Kino im Kopf verbunden sind, denke ich an unsere Sprünge. An unseren Mut und an das Gefühl, das uns bis heute ganz eng zusammenschweißt.
Wenn aus Angst Mut wird
Der positive Rückblick ist immer das, was uns Menschen schwerfällt. Wir neigen dazu nur die negativen Dinge zu sehen, denn diese könnten ja noch verbessert werden. Mit etwas Abstand ist auch die vergangene Angst nicht mehr ganz so groß und wirkt an vielen Stellen unglaublich lächerlich. Denn der Mut gewinnt und ist viel viel stärker, als es die Angst jemals sein kann. Mutig ist der, der trotz Angst ins kalte Wasser springt und sich traut.
Und frauraufuss? Die hat vor fast allen Entscheidungen unglaublich viel Angst. Ihr Kopf ist eine reinste Ansammlung von Pro- und Kontralisten und manchmal auch eine Ansammlung von Problemen, die am Ende keine sind. Den Job aufgeben, um mehr für das Kind, den eigenen Körper und für die Leidenschaft zu leben? Wie bescheuert muss man denn sein, um ein sicheres Einkommen aufzugeben? Heute, mehr als ein Jahr später weiss ich, dass dieser Sprung mit einer der besten in meinem Leben war. Ich liebe meine Freiheiten, freue mich aber trotzdem unglaublich auf den letzten Abschnitt meines Studiums. Die Tage mit dem blonden Mädchen sind geprägt von vielen wundervollen Momenten, in denen ich voll und ganz Zeit für sie habe.
Einen Mann heiraten, obwohl man so viele schmerzhafte Erfahrungen im Leben erlebt hat? Sich binden, obwohl man nicht weiss, ob der eigene Mut reicht, um über seinen Schatten zu springen? Auch diese Entscheidung war richtig. Sie war nicht einfach, hat an vielen Tagen weh getan und zeigt mir immer wieder, dass ich weiter an den vielen kleinen schmerzhaften Erinnerungen in meinem Körper arbeiten muss. Sie zeigt mir aber auch, dass ich vertrauen kann. Dass ich es schaffe, meine Ängste auszublenden und zu wachsen. Und darüber bin ich so unfassbar stolz.
Der Rückblick auf die Ängste und die getroffenen Entscheidungen hilft mir mich zu erden. Meine aktuellen Ängste und Zukunftsgedanken entspannter zu sehen. Und manchmal braucht es einen Blick von außen, ein ernstes Wort einer Freundin, ein Blick des Mannes und ein lauter Schrei in die Dunkelheit. Aber vor allem braucht es das schönste Lächeln der Welt. Denn der Mut, den ich durch das blonde Mädchen bekomme, lässt mich immer wieder aufstehen, zurückblicken und in kalte Gewässer springen.
Verdammt, ich habe ein Kind auf die Welt gebracht und bin grenzenlos mutig.
Geht es euch auch so?
frauraufuss
2 comments
Ich kenne diese Angst sehr gut. Bei mir eher durch zu viel Stress ausgelöst und ein starkes Warnsignal meines Körpers. Und so irreal es sich dann äußert, so real nehme ich es dann aber wahr. Ganz blöde Sache.
Aber du hast Recht: wenn die Kids dann in ihrem hier und jetzt sind, mich anstrahlen oder umarmen, dann fühlt es sich nur noch halb so schlimm an.
Ich wünsche dir viel Kraft ❤️ Sei nett zu dir
Stress spielt hier wohl auch immer eine große Rolle. Aber ist es nicht schön, dass schon kleine Momente, wie ein Lächeln der Kinder helfen, dieses Gefühl zu verkleinern?