Mein Name ist Frau Raufuss und ich habe Deutsch und Pädagogik studiert. Ich bin Mama vom Kalinchen und arbeite nebenbei im Altenheim. Irgendwann werd ich mal Lehrerin.
Gedanken über mein Ziel
Seit gestern stelle ich mich gefühlt hundertmal am Tag vor, denn ich bin für die nächsten Wochen im Praktikum. Jetzt sitze ich nach Tag 2 am Schreibtisch und mir laufen die Tränen runter. Ich bin müde, überarbeitet, mein Kopf ist leer, mein Zimmer versinkt im Chaos, die Mails stapeln sich, das Prüfungsamt braucht Unterlagen, die Klausur-Texte müssen gedruckt und gelesen werden und die Klausur muss ich nebenbei auch noch schreiben. Was hier gerade so abgeht? Chaos.
Aber nicht das übliche Chaos, bei dem ich hier und da mal ein Auge zudrücken kann. Bei dem ich sagen kann, heute gehe ich nicht in die Vorlesung sondern nutze die Zeit zum Lernen und arbeiten. Für die nächsten Wochen gehe ich jeden Tag in die Schule, arbeite meinen Stunden im Altenheim am Wochenende ab und werde abends am PC sitzen. So hab ich mir das nicht vorgestellt. Ich ziehe meinen Hut vor allen berufstätigen Müttern! Das ist gerade echt kein Zuckerschlecken.
Es gibt aber etwas total positives an dieser Sache. Etwas was mir trotz verheultem Gesicht, Mut macht. Ich bin angekommen. Ich weiss wo ich hingehöre. Als ich heute einem Schüler, bei einer Aufgabe in Deutsch, helfen konnte und ihm das Phänomen auch noch erklären konnte, wusste ich: das ist es. Das ist das, was du immer machen wolltest und worauf du hingearbeitet hast. Der Weg wird in den nächsten Monaten noch einmal richtig steil und anstrengend. Ich weiss, dass ich anfangen muss Hilfe anzunehmen. Ich bin eben nicht Super-Märry. Das wäre ich gerne, probiere das immer wieder aber es klappt einfach nicht.
Denn da wartet jeden Tag jemand am Zaun an der Kita, ruft laut meinen Namen, grinst mich an und lässt mich auf dem Weg zum Auto gar nicht mehr los. Ich bin nämlich in erster Linie nicht Frau Raufuss, die neue Lehrerin für Deutsch und Pädagogik. Ich bin Mama Raufuss. Punkt. Meine Hauptaufgabe ist der kleine Mensch, der erschöpft in meiner Bettwäsche in seinem Bett liegt und horcht, ob ich noch da bin. Ich muss endlich lernen, das Gleichgewicht zwischen Beruf und Kind zu finden. Und vor allem, darf ich mich selbst nicht vergessen.
Ernsthaft. Wann warst du das letzte Mal beim Frisör? Wann warst du das letzte Mal mit Freundinnen Kaffee trinken? Wann hast du das letzte Mal nur Zeit für dich genossen? Du weißt es nicht? Ich habe das große Glück, dass viele Bloggerinnen mittlerweile Freundinnen geworden sind und ich die Zeit auf Events, Messen und Veranstaltungen als intensive Mama-Zeit nutze. Natürlich ist das auch super anstrengend, tut mir aber unglaublich gut. Gleichgesinnte zu treffen und mal über privates zu quatschen.
Und dann sind da noch Herzensfreundinnen. Freundinnen, die du nicht oft siehst, aber schon der erste Blickkontakt zeigt dir, dass du zu Hause bist. Wenn Tante Lea zur Tür kommt, sind schlagartig alle Probleme weg. Wenn ich zu meiner Mama Gang fahre, so wie gestern nachmittag, dann sitzen wir im Garten, schauen unsere Kinder an und ich weiss, dass ich irgendwie doch alles richtig gemacht habe.
Einmal wirres Gedanken Chaos von Frau Raufuss. Ich verspreche Besserung. Aber gerade möchte ich nur schlafen.
frauraufuss.
PS: Wie bekommt ihr alles unter einen Hut? Was macht ihr mit der ständigen Müdigkeit?
7 comments
Liebe Märry,
es ist wirklich schön zu wissen wofür man so viel gearbeitet hat. Das mit der Müdigkeit kenne ich auch erst so extrem seit ich Mama bin. Es gibt so einen Müdigkeits-Punkt den man überwinden kann, am besten aktiv, sobald man sich hinlegt ist es vorbei und dann man kann sich nicht mehr aufraffen. Deshalb am besten aktiv bleiben. Power-Napping max 15 Minuten.
Liebe Grüße
Ella
Puh was für ein Programm… neben Mama sein noch zwei Jobs + Studium… meinen allergrößten Respekt. Versuche dein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren… du machst das jetzt alles, um bald deinem Traumberuf ausüben zu können und dann ist auch wieder mehr Zeit für das Kalinchen und für dich… aber ich verstehe, dass es in der Situation schwierig ist und du erschöpft bist
Vllt. wird es mit der Müdigkeit besser, wenn du dich an die Praktikumszeiten-/arbeiten gewöhnt hast
Ich versuche immer die Aufgaben/Außzeiten tageweise abzuwechseln. Also z.B. an dem einen Tag Einkäufe/Wäsche/Putzen/Papierkram und am nächsten Tag bleibt dann mehr Zeit für den Sohn und Me-Time; z.B. Eis zum Mittag, oder lange Spaziergänge im Park/auf den Spielplatz/oder einfach nur zu Hause chilken und spielen
da ich das meiste dann am Vortag erledigt habe bzw. weiß es dann am nächsten Tag wrledigen kann/werde; kann ich die “Auszeittage” ohne (Zeit-)druck auch genießen
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die stressige Zeit
LG
Ach du Liebe…was soll ich sagen…? Man wächst da rein. Am Anfang ist es einfach eine Doppel-/Dreifach-/Vierfach-Belastung. Und irgendwann pendelt es sich ein, es automatisiert sich. Leider wird es wohl immer so aussehen, dass man selber in der Prioritäten-Nahrungskette ganz unten steht, aber auch da wird man mutiger auch mal zu sagen “Sorry, heute musst du ne Stunde länger in der Kita bleiben, ich habe nen Frisör-Termin (den ersten seit nem Jahr oder so).
Was ich dir rate: Schiebe alles auf, aber nicht die eigenen Arzt-Besuche. Du musst fit sein und auf deine Gesundheit achten um das alles zu wuppen. Und plane Auszeiten (Kind bei Oma, du mit Freund inner Therme o.ä.) auf die du hinarbeiten kannst (und wenn es erst in 1 1/2 Monaten ist).
Das sind alles kluge Ratschläge, ich weiß. Was ich eigentlich damit sagen will ist: Trau dich auf dich selber zu achten. Das ist nicht egoistisch. Du bist der Motor, der eure kleine Familie am laufen hält. Ohne dich geht nix. DU BIST WICHTIG! Das musste ich selbst auf die harte Tour lernen und habe es auch heute noch nicht in jeder Situation begriffen.
Ich drück dich, meine Liebe!! Du schaffst das!
PS: Und ja, Lehren rockt…also der Moment wo du etwas so erklärst, dass es verstanden wird. Eins der besten Gefühle ever! <3
Du bist ‘ne Starke! Behalte Dein Ziel vor Augen und erinnere Dich in Low-Zeiten an diese Momente, die Du beschrieben hast und die Dich aufblühen lassen. Und übernimm Dich nicht; schick die Perfektion zum Teufel und erfreue Dich an dem, was Du Tag für Tag schaffst!!! Du steckst in vielen Rollen: Mama, Studentin, Arbeitnehmerin- das ist anstrengend und fordernd. Verlange nicht mehr von Dir sondern sei stolz auf Dich und Deine Tochter! Viele Grüsse! Claudia
Danke für deine Worte. Das tut echt gut!
Du machst das ganz ganz toll!
Ach meine Liebe. Ich weiss was du meinst!
Die Zeit ist absehbar – und am Ende wirst du einen wundervollen Job haben, der sich wirklich toll mit deiner Tochter Vereinbaren lässt.
Ich verstehe so sehr, wie schwer der Weg dahin ist. Aber Du bis so eine tolle, starke Frau. Du schaffst das.
Verliere deinen Humor nicht, hole Dir Hilfe und nimm sie an – und hin und wieder hilft auch ein Glas Wein sehr gut!