Ich bin jetzt seit 6 Jahren in diesem Business. Habe viele Erfahrungen gemacht, lerne jeden Tag dazu und frage mich neuerdings fast jeden Tag: Warum zum Teufel muss ich alles und jede Handlung nach einem Schema F machen und Dinge machen, weil man sie so macht? Warum müssen sich Mütter ständig rechtfertigen, warum gibt es geheime Wege, die man bitte einfach so gehen soll und warum darf niemand mehr selber entscheiden? Frauraufuss am Rande des Wahnsinns.
Dass ich den normalen Wahnsinn lebe und das mit dem Muttersein und der Mutterschaft immer und immer wieder überdenke, wissen wir mittlerweile. Aber. Manchmal. Da platzt mir fast die Hutschnur und mein Kopf kann nicht mehr aufhören zu denken. Das fing im Babykurs des großen Mädchens an, zog sich über das gesamte erste Jahr und endet jetzt mit Entscheidungen zum Thema Schule und der zweiten Schwangerschaft. Ständig fühle ich mich beobachtet, habe das Gefühl andere Mütter werden begutachtet und es gibt eine Art geheime Mütter Mafia, die den richtigen Weg für Kinder vorgibt. Man könnte meinen, dass Mütter generell die falsche Entscheidung treffen und es garantiert 100 Gründe für andere Entscheidungen gibt. Sprechen wir aber nicht in dem Moment einem Menschen das Recht auf eine freie Meinung ab?
Angefangen bei der Geburt eines Kindes, (Wie kann man nur per Kaiserschnitt entbinden? Weiss die Mutter denn nicht, wie schädlich das für ein Kind sein kann? )über das-nicht-Stillen. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich von einigen Müttern noch heute dafür beäugt werde, damals nicht gestillt zu haben. Mal ganz unter uns: mein großes Mädchen lebt noch immer, auch ohne meine Muttermilch. Ich hatte damals einige Gründe das mit dem Stillen gar nicht erst zu probieren und fühlte mich oft falsch, in meiner Rolle als Flaschen-Mutter. Ebenso wie das Gefühl beim Kaiserschnitt gänzlich versagt zu haben, hatte ich auch hier das Gefühl gesellschaftlich direkt mal 1000 Punkte zu verlieren. Warum? Ich weiss es nicht. Und mittlerweile bin ich bei Müttern, die mit ihrer Art andere, oft auch frischgebackene Mütter, verunsichern ziemlich direkt. Ich kommuniziere offen, dass jede Mutter, jede Familie, ihren eigenen Weg finden muss und niemand, wirklich niemand darüber zu urteilen hat. Ja, ich kann eine Meinung haben, die bei mir zu Hause umsetzen und meinen es besser zu machen. Aber. Ob das der richtige Weg für eine gesamte Gesellschaft ist?
Jetzt bei der zweiten Schwangerschaft geht diese ganze Nummer von vorne los. „Du musst hier so und so entbinden. Das ist auf jeden Fall besser, als alles andere.“ „Eine PDA? Die braucht niemand, weißt du nicht wie schädlich das ist?“ „Dieses Drama um die Geburt immer, meine Geburt hat nur 4 Stunden gedauert und hat kaum weh getan.“ Wäre ich nicht viel weiter mit meinen eigenen Gedanken, wäre ich spätestens jetzt komplett verunsichert. Zum Glück habe ich einige Erfahrungen gesammelt, Meinungen verändert und weiss, wie ich mir das mit der Geburt und der Zeit danach vorstelle. Ja, ich möchte natürlich gebären, ob ich eine PDA möchte entscheide ich dann und das mit dem Stillen machen wir ganz entspannt. Für alle Fälle flattern in der nächsten Woche ein paar Flaschen und eine Packung Milchpulver ins Haus, sodass wir hier alle überleben werden.
Das Haifischbecken der Mütter
Lange habe ich mich gefragt, ob das nur unter uns Müttern so schlimm ist und niemand der Anderen etwas gönnt oder gönnen kann. Handelt es sich hier um Neid? Um die Reflektion des eigenen Wahnsinns? Denn machen wir uns mal nichts vor, in jeder Familie brüllen Kinder, wenn sie müde sind, die Wäsche liegt mal rum und manch eine Mutter möchte nach durchtanzten Nächten gerne in ein Hotel fliehen und dringend mal in Ruhe duschen. Warum gibt es dann immer noch einige Mütter, ich verteufle ja hier nicht die gesamte Mütterschaft, die andere beäugen, schlechte Gefühle verbreiten und Unwohlsein hervorheben? Das macht mich sauer, traurig und lässt mich oft an mir selbst zweifeln. Und das will ich nicht mehr. Ich möchte gestärkt in meinen Tag starten, andere Mütter angrinsen und jeden seinen eigenen Wahnsinn leben lassen. Ohne Vergleiche, blöde Blicke oder das Gefühl Fehler zu machen. Dass Mütter sich austauschen, Tipps geben und sich daraus das sinnvollste ziehen, ist doch normal und auch sehr hilfreich. Ich habe aber keine Lust mehr auf stumpfe Feststellungen und Verurteilungen.
5 comments
Ja, das kenn ich auch. Wobei ich sagen muss, dass ich wahrscheinlich Glück mit meinem Umfeld habe – es gibt viel Austausch und Unterstützung, aber kaum besserwisserische Kommentare. Aber ich kann mich noch gut an die Zeiten von Babykursen oder Situationen in der Öffentlichkeit erinnern, in denen ich komisch abgeschaut und ausgefragt wurde, wenn ich statt meiner Brust eine Flasche auspackte. Jaa, wir haben Fingerfeeding probiert, und jaa, auch Tees und Homöopathie, und jaa, am Zungenbändchen meines Kindes wurde geschnippelt, damit es hoffentlich besser trinken kann, und und und… mittlerweile weiß ich nicht mehr, warum ich mich auf diese Gespräche überhaupt eingelassen und ständig gerechtfertigt hatte… Ich glaube aber, dass wirklich die meisten Mütter bzw. Menschen, die einen belehren / ausfragen / kritisieren, es nicht böse meinen, ganz im Gegenteil. Dieser Gedanke hilft mir, entspannt zu bleiben. Aber ja, manchmal nervt es trotzdem.
Liebe Luba!
Danke für deinen Kommentar! Ob da nicht doch ein Hintergedanke steckt, weiss man ja leider nicht…Liebe Grüße
Märry
Ich hatte das ehrlich gesagt wenig, aber vielleicht auch, weil ich nicht so viel in Gesellschaft anderer Mütter war in den ersten zwei Jahren. Mein Sohn hatte schwer Neurodermitis, war total unruhig und wäre für keinen “Babykurs” kompatibel gewesen. Und ich hatte nach der Rückbildungsgymnastik , in der alle Mütter immer erzählt haben, wie “schön” alles bei ihnen läuft, absolut keine Lust mehr auf so was. Also, kein Pekip, keine Zeichensprache, keine Krabbelgruppe, keine Masssage und kein Babyschwimmen.
Es gibt viele Themen, wo es ständig dieses Kritisieren gibt, z.B. auch beim Thema Essen (wenn man vegan/glutenfrei/kalorienreduziert/laktosefrei essen will/muss/möchte). Das kann einen auch wahnsinnig machen. Am besten, man spricht nicht zu viel drüber, dann muss man sich auf diese Diskussionen gar nicht einlassen.
Aber für den Kaiserschnitt wurde ich wirklich nie kritisiert. Vielleicht, weil ich das selber gar nicht groß thematisiert habe. Vielleicht, weil er medizinisch notwendig und deshalb gar nicht zur Diskussion stand? Aber vielleicht habe ich das auch gar nicht wahrgenommen – oder hätte mir an den Kopf gefasst, dass mich jemand für so etwas kritisieren könnte.
Und wenn irgendwo ein Hintergedanke steckt? Dann ist das einfach echt nicht mein Problem.
Liebe Frau raufuss,
Es ist dein Leben.. Und da steht am Ende keiner und zählt die Punkte für alles was man richtig gemacht hat oder zieht welche ab für alles was schief gegangen ist ;-)
Also.. So lange es keinem anderen schadet.. Mach einfach das was sich für dich und deine Familie richtig anfühlt!
Herzliche Grüße und viel Freude bei allem spannenden was dem Hause raufuss bevorsteht!!
Anna
Liebe Frau Raufuss,
Aus meiner Sicht sagt so ein Verhalten vor allem etwas über diese Art von Müttern selber aus. Sie sind vermutlich selber stark verunsichert und holen über so ein Verhalten ihre Bestätigung dafür, dass sie es richtig machen.
Beste Grüße