„Du bist gerade so richtig doof, Mama. Und wenn du so schreist, dann habe ich Angst.“ Puh, das sitzt. Neben mir kniet ein aufgeregtes Kind, Mama hat nämlich mal wieder etwas verboten. Hier darf man nicht unendlich mit dem iPad rumspielen, keinen Sand in der Wohnung verteilen, man muss sein Zimmer aufräumen und manchmal platzt Mama dann eben die Hutschnur und es wird lauter. Warum es wichtig ist, dass Eltern Fehler machen.
Kein Mensch ist ohne Fehler, auch Mütter nicht. Diese schmerzhafte Erkenntnis musste ich auch nach fast 6 Jahren als Mutter endlich verstehen. Jeden Tag passieren mir Fehler, ich lerne dazu und muss mir Gedanken über meine Erziehung machen. Schreien ist nicht gut, mein Pädagogikherz wird da ganz laut und schimpft mit meiner Mutterrolle. Aber tief in mir weiss ich, dass Fehler gut und wichtig sind.
Welche Fehler machen Eltern überhaupt?
Ich glaube grundsätzlich daran, dass es den einen Weg der Erziehung nicht gibt und somit jede Richtung der Erziehung Fehler mit sich bringt. Egal ob Kinder sich ohne großartige Regeln ausleben dürfen oder Eltern übermäßig viele Regeln haben, der Mittelweg wäre wohl die schönste Art des Aufwachsens. Und genau da liegen die Fehler. Viele Eltern sind überfordert, vertrauen nicht auf ihren Bauch und lassen sich von außen beeinflussen. So passiert es, und das beobachte ich tatsächlich häufig, dass Eltern sich ihre Fehler nicht selbst eingestehen und sich dafür nicht entschuldigen. Da werden Kinder zu Unrecht ausgeschimpft, ihnen wird nicht richtig zugehört oder aber der Erwachsene hat immer recht. Ich weiss, dass ich Situationen nur von außen betrachten kann, meine Meinung dadurch beeinflusst ist und ich die Realität nur schwer begreifen kann. Aber trotzdem. Das was in mir entsteht, ist ein Gefühl von Fehlern, die auch Eltern machen dürfen. Das wichtigste ist aber dann, das Einsehen der Fehler und im nächsten Schritt dir Verbesserung derer.
Entschuldigen – Warum?
„Oh, danke, dass du mich drauf hinweist. Das ist total wichtig und ich werde versuchen in Zukunft daran zu denken.“ Mir ist bis jetzt nie bewusst gewesen, dass das Kalinchen anfängt zu weinen, wenn ich laut werde, und zwar aus Angst. Nicht weil sie sich bewusst ist, dass hier gerade Holland in Not ist. Nein. Sie hat Angst und kann ihre Gefühle in diesem Moment nicht sortieren. Ich finde es überhaupt nicht schlimm, dass ich Fehler bemerke, denn daraus kann ich lernen. Und zwar sinnvoll. Denn nur so kann ich sehen, wie mein Kind tickt, wenn ich eine Reaktion beobachten kann. Und ich bin überzeugt, dass es nicht schlimm ist, wenn Eltern sich entschuldigen. Wie sollen Kinder auch sonst lernen, dass Fehler normal sind, nicht schlimmes und die Entschuldigung am Ende ziemlich wichtig ist. Was noch wichtiger ist? Das Lernen aus Fehlern. Das predige ich fast jeden Tag, indem ich das Kind ermutige Dinge einfach zu machen, sich zu überwinden und Fehler in Kauf zu nehmen. So entsteht Selbstbewusstsein.
Als Eltern wachsen
Ich habe mir fest vorgenommen noch mehr auf die Bedürfnisse und Reaktionen des blonden Mädchens einzugehen. Denn mit dem Elternsein ist das so eine Sache: von jetzt auf gleich ist man Eltern und innerhalb von Sekunden ändert sich das ganze Leben. Ohne wirkliche Vorbereitung auf das, was kommen wird. Ohne Crashkurs für Erziehung, Leben und alltägliche Situationen. Was da zählt? Das Bauchgefühl.