Ich bin gerne Mama. Niemals würde ich diese Rolle tauschen, aufgeben oder meine zwei Lieblingsmenschen weggeben. Aber seien wir mal ehrlich: wie alles im Leben hat auch das Elternsein seine Schattenseiten. Warum das so ist?
Bevor die Kinder auf der Welt sind, malt man sich das Leben mit ihnen aus. Das habe ich auch gemacht. Entspannte Eltern, die mit ihren hübsch gekleideten Kinder das Leben leben. Ausgeschlafen und immer mit sauberen Sachen den stylischen Kinderwagen durch die Gegend schieben und hier und da einen Kaffee trinken. Gerade das erste Jahr habe ich mir beim ersten Kind fast genauso vorgestellt. Ja, frauraufuss war mal seeeehr naiv. Wie es wirklich war? Eine Mischung aus Chaos, Zombiekalpyse, Kaffeesucht und vielen verdrehten Augen. Elternsein ist manchmal nämlich das allerallerschlimmste auf der Welt. Warum?
Kommen wir zu Punkt 1: andere Eltern.
Es ist kein Geheimnis, Eltern gehören zu der anstrengendsten und zugleich witzigsten Gruppierung innerhalb unserer Gesellschaft. Alle Sorten von „Mensch“ sind dort versammelt und eins haben alle gemeinsam: sie wissen es immer besser. Issso! Ich nehme mich da gar nicht heraus, denn schließlich laufen auch in meinem Kopf viele Gedanken. Für meine Kinder gilt aber: hier bin ich der Experte. Das sollte für euch übrigens genauso laufen. Denn wenn ich eines in den letzten sieben Jahren gelernt habe, dann ist es auf deneigenen Bauch zu hören. Fehler dürfen wir alle machen und ich habe bis jetzt noch keine Mutter auf dieser Welt kennengelernt, die von sich behaupten würde, dass sie fehlerfrei ist. Und wer jetzt denkt: frauraufuss ist wieder nur anti: nenenee. Meine besten Freundinnen sind alle Eltern, haben demnach Kinder und zusammen mit ihnen ist mein Leben noch ein Stück bunter geworden. Aber es gibt sie überall da draußen, die Besserwisser-Eltern, die Anti-Eltern und die Über-Eltern. Eben die, die dich für dein Handeln verurteilen und denen du es niiiiemals recht machen kannst.
Punkt 2: Zwischen Schlafmangel und Kaffeesucht.
Dass Babys am ANFANG nicht so gut schlafen, wusste ich. Dass ich aber jahrelang nicht richtig schlafen werde, neuerdings nachts Zeit für Weiterbildung habe ( das Baby ist der schlechteste Schläfer jenseits aller Kaffeebohnen und ich lese nachts unzählige Zeitungsartikel, Doktorarbeiten und eigentlich das gesamte Internet leer) und morgens immer das Gefühl nach einem Festival-Wochenende habe, sagt einem keiner. Ja, es gibt die schlafenden Babys, die nachts keine Nähe brauchen und ganz lieb schlafen. Es gibt aber eben auch die andere Seite: permanentes stillen, Nähe deluxe und unruhiges schlafen. Ohne Kaffee? Ohne mich. Meiner größter Wunsch zu Weihnachten: 4 Stunden Schlaf am Stück. Dass man sich über sowas mal freut. Nunja. Anmerkung: das Baby ist nachts zuckersüß und verteilt Küsse und legt seinen Kopf immer ganz nah an meinen, schwer da böse zu sein.
Punkt 3: Du bist nie wieder alleine.
Alleine auf die Toilette gehen? Ungestört duschen? In der Regel läuft das ab jetzt alles immer in Begleitung ab. Nach 7 Jahren lasse ich die Tür mittlerweile eh immer auf, irgendjemand will nämlich garantiert etwas von mir. Egal wie die eigene Stimmung ist, ein richtiges zurückziehen und nur mit sich sein, ist sehr schwierig und manchmal sogar fast unmöglich. Ja, auch hier gibt es garantiert Ausnahmen, in denen denkt man dann aber trotzdem die ganze Zeit an die Kinder.
Punkt 4: Whatsapp-Gruppen
Höchststrafe: Gruppenchats. Theoretisch gehören diese Gruppen zu Punkt 1, aufgrund der Schwere ihrer Bedeutung müssen sie aber alleine stehen. Ihr wisst genau wovon ich spreche, jeder ist dort drin und kennt garantiert unglaublich viele witzige, verstörende und nervende Geschichten. 48 „Gute-Besserung“ Nachrichten, denn Kai-Dieter hat heute morgen gebrochen. 30 witzige Posts an Ostern und mindestens genauso viele Gratulationen nach gewonnen Fußballspielen. Wie man solche Gruppe in Schach hält? Mit Regeln. In unserer Fußballgruppe dürfen nur noch wichtige Dinge geschrieben werden: keine Einladungen zu Flohmärkten, keine langen Erklärungen warum Cedric-Robert heute nicht kommt, keine Erläuterungen warum Omma heute zu spät mit dem Kind am Platz ankam und nie nie nie wieder schlecht kopierte witzige lange Texte an sämtlichen Feiertagen. Ob das klappt? Ihr ahnt es, natürlich nicht.
Dieser Text kann garantiert um viele weitere Punkt weitergeführt werden. Denn, ja, ich bin so unglaublich gerne Mutter und liebe liebe meine Kinder, aber jede Medaille hat eben zwei Seiten und ab und zu darf man auch die andere Seite betrachten.
6 comments
Danke! Passt gerade super zu unserer aktuellen Situation …
Am schwierigsten finde ich tatsächlich, mit den (ungefragten!) Meinungen anderer umzugehen. Oft auch von Nicht-Eltern. Kurze Nächte, Dauerstillen, Haushalt mit Kind auf dem Rücken – alles ok. Aber bitte lasst uns unser Ding machen. Unser Kind, unser Weg. Nicht deiner. Ratschläge sind auch Schläge. Gerade bei einem High-Need-Baby braucht man Support und kein “macht doch mal xy!”
Ein einfaches “Ihr macht das gut!” wäre echt mal schön zu hören.
Danke für den Post, ich les deinen Blog so gern
Danke, danke, danke! Wir sind zwar erst seit knapp 2 Jahren Eltern, aber es ist genau das.
Wie der/die Vorschreiber*in schon exakt erfasste: die ungefragten Kommentare, das Besserwissen und das Einmischen sind das Schlimmste.
Aber auch, wenn sich beide Elternteile nicht immer ganz einig sind (vor allem bei häufigem Wachwerden des nachts und dem Stillen des Hungerbedürfnisses eines Kleinkindes). Da bereitet einen kein Mensch drauf vor. Wie auch. Jedes Kind ist anders, hat andere Ansprüche.
Anerkennung zu erfahren, das wäre in der Tat mal was Schönes.
Am Schlimmsten finde ich, dass man die Kinder ständig um sich hat und fast nie mehr seine Ruhe….und ständig das Freizeitprogramm gestalten muss bis diese Neandertaler dann endlich mal wieder ausziehen und selbständig ihr Leben bestreiten können. Bis zum Auszug ist man leider verantwortlich für sie und muss erziehen und für sie sorgen. Ich hoffe, meine Kinder ziehen bereits mit 20 Jahren aus, bitte bitte bitte und bleiben nicht bis 30 zu Hause wohnen. Noch 11 Jahre aushalten, bis der Kleinste auch endlich auszieht. Sonst, was ist schön am Kinderhaben? Nichts. Ich hätte auch beide verzichten sollen.
j53ech
zlhufj
Mich stört es eigentlich nur, dass ich manchmal mitten in der Nacht von meinem Kleinen geweckt werde.