Vor einigen Wochen habe ich durch Zufall einen für mich neuen Künstler entdeckt. Enno Bunger. Seine Lieder bringen mich zum Weinen, zum Lachen und zum Nachdenken. Im Februar war ich bei einem seiner Konzerte und es war so schön. Ich habe mich heimlich erwischt wie einige Tränen über mein Gesicht liefen. Wenn ihr also Lieder sucht die so viel aussagen und zu jeder Stimmung passen, dann ist Enno genau das Richtige für euch. In einem Lied geht es um das Scheitern.
Scheitern macht mich stark. Das ist meine Weisheit in den letzten Monaten. Letzte Nacht habe ich kaum geschlafen, mich fressen meine Gedanken auf. Das Kind ist krank und ich habe 2 wichtige Hausarbeiten die bis Montag fertig sein müssen. Ich balanciere zwischen allem. Und nebenbei überkommt mich das Leben. Nichts läuft rund und so wie es sollte. Ich will scheitern. Ich scheitere.
Ich habe so viel über mich gelernt in den letzten Wochen. Ich kann so viel aushalten. Ich bin so stark. Ich will so stark sein. Aber ich wünsche mir so sehr Urlaub vom Alltag. Ich möchte so gerne am Strand entlang laufen, dabei schreien und weinen. Lachen und jauchzen.
Ich habe auch gelernt, dass es wichtig ist, dass das Kalinchen sieht wie es mir geht. Ich verstecke mich nicht mehr wenn ich weinen muss. Ich sage ihr ganz bewusst, dass es mir schlecht geht und ich gerade eine Pause brauche. Sie soll lernen, dass es im Leben nicht immer gerade aus geht. Gerade biegen wir wieder an einer Kreuzung ab. Ich hab mich final noch nicht entschieden ob ich rechts oder links gehen will. Geradeaus geht es aber leider nicht. Da ist eine Sackgasse. Also stehe ich seit Wochen vor dieser Ampel und überlege. Ich bin ein absoluter Nachdenkmensch. Jede Entscheidung diskutiere ich mit mir aus. Ich frage meinen Bauch und mein Herz. Ich frage meine Mitmenschen und treffe dann eine Entscheidung. Meistens ist das die, die der Bauch vorgibt.
Scheitern ist wichtig. Es bringt dich auf den Boden der Tatsachen. Es zeigt dir, was wirkliche Probleme sind und dass es immer noch tiefer gehen kann. Ich habe schon viele Gefühle in meinem Leben spüren müssen, in den letzten Wochen sind jedoch einige neue dazu gekommen. Dieses Scheitern war für mich neu. Und ist es immer noch. Ich weiss, dass ich in ein paar Wochen und Monaten etwas aus diesem Scheitern gelernt habe. Ich hab nur einfach keine Lust mehr auf Niederlagen und Tränen.
Aber auf der anderen Seite habe ich so viel geschafft in den letzten Wochen. Meine Bachelorarbeit ist fertig und die letzten Hausarbeiten sind gerade fertig geworden. Ich weiss nicht wie ich das geschafft habe. Zwischen Tränen, Krankheitswellen und Niederlagen habe ich meine letzte Kraft genutzt um all das zu schaffen. Und ich bin so Groß gerade. Ich habe das geschafft wovor ich lange Angst hatte: ich habe etwas beendet. Ich bin nicht gescheitert. Am Freitag kam die eine E-Mail auf die ich seit Wochen warte. Ich habe meinen gewünschten Studienplatz für das Lehramt endlich bekommen.
Scheitern lässt uns wachsen und stark werden. Ich biege dann wohl links ab ;)
FrauRaufuss
3 comments
Viel Glück bei der Entscheidungsfindung. Ich freue mich im Mai aufs Flechten. Lieben Gruß aus Berlin, Bettie
Danke! Ich freu mich auch sehr !
Ich war vor einigen Jahren in so ziemlich der selben Situation: Ich habe Lehramt studiert mit zwei kleinen Kindern und ich war alleinerziehend. Das Studium und die Balance zwischen ihm und den Kindern war sehr schwer, von dem fianziellen her mal ganz abgesehen. Keinerlei Unterstützung aufgrund dieses Studentenstatus. Das Referendariat war leider auch nicht viel besser: Auf Kinder wurde überhaupt keine Rücksicht genommen und ich musste viele harte Kämpfe durchstehen. Wenigstens lief es dann aber finanziell besser. Jetzt bin ich seit 5 Jahren Lehrerin und so stolz es trotz der vielen Widrigkeiten geschafft zu haben. Ich wünsche Dir alles Liebe