Vereinbarkeit ist so ein grooooßes Wort. Wörtlich bedeutet es Dinge kombinieren und kombinierbar machen. Und genau das ist das, was Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeutet. Ich muss irgendwie meinen Beruf mit meiner Familie kombinieren.
Heißt also, das Eine sollte das Andere unterstützen und beide sollten aufeinander aufbauen. Ich habe im Juni meinen alten Job genau aus diesem Grund verloren, ich habe versucht zwei Dinge miteinander zu kombinieren. Hat nicht funktioniert, die Chefetage sieht es als nicht tragbar an wenn eine Mutter ihr krankes Kind versorgt.
Unsere Gesellschaft geht davon aus, dass wir nach 1 oder auch 2 Jahren Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen. Leider bekam ich in den letzten Wochen von vielen Twitterdamen mit, dass der Einstieg nach der Elternzeit alles andere als leicht ist. Nun gut, fangen wir mal vorne an. Bei uns war es so:
Das Kalinchen wurde geboren und ich war offiziell in Elternzeit, um uns das ein oder andere Extra zu leisten bin ich 3 Monate nach der Geburt 6-8 Stunden am Samstag arbeiten gegangen. Nach einem Jahr ist das Kalinchen in die Kita gegangen, ich habe in der Uni mit 20 Semesterwochenstunden begonnen (normal sind 10-12 ich wollte aber viel aufholen) und habe mit 10 Stunden in einer Offenen Ganztagsschule gearbeitet. Jeden Tag bin ich seitdem ca. zwei Stunden damit beschäftigt mein Kind in die Kita zu fahren und abzuholen. Nach einem Jahr wechselte ich die Schule und wurde dort im Juni gebeten zu gehen, ja so die offizielle Version. Am Montag fange ich einen neuen Job an, auf den freue ich mich tierisch. Neue Herausforderungen und Chancen warten auf mich, die ich nur Dank zahlreicher Hilfe der Social Media Kanälen erfahren habe.
So, irgendwann bin ich dann fertig mit meinem Studium, ich kann noch nicht genau sagen wann, zu viel Chaos….
Wie läuft das denn sonst wohl ab, wenn eine Mutter wieder einsteigt?
Sie ruft nach der Elternzeit ihren Chef an und teilt mit, dass sie ab nächsten 1. wieder einsteigt. Allerdings nur mit 25 Stunden, das Kind braucht die Mama ja auch noch. Im ersten Kitajahr ist das Kind dauerkrank und der Chef hat Verständnis. Alle sind glücklich.
Haha, das wäre witzig. Die Realität sieht doch ganz anders aus: von einer guten Freundin weiss ich, dass sie mehr als die Hälfte der Krankenscheine auf sich selbst bezieht und selbst zum Arzt geht, einfach weil 1. die 10 Tage im Jahr niemals ausreichen und 2. kein Chef dieser Welt Verständnis für kranke Kinder hat. Und da frag ich mich doch : Wo leben wir denn? Müssen wir wirklich unseren Vorgesetzten und unsere Kollegen anlügen damit wir unser krankes Kind betreuen können? Schrecklich, aber leider oft nicht zu vermeiden.
Wenn das Kind hier krank wird, rotieren auch wir: ich kann oft unmöglich in der Uni fehlen und der Papa vom Kalinchen kann auch nicht ständig krank sein. Wir versuchen so gut es geht Hälfte Hälfte zu machen, den Großteil hat aber bis jetzt der Papa übernommen.
Aber zurück auf den eigentlichen Ursprung: Vereinbarkeit.
Liebe Arbeitgeber, wir wollen arbeiten! Wir haben doch nicht umsonst studiert oder eine Ausbildung gemacht. Was meint ihr kostet dieses Studium? Das ist ne Stange Geld, ich muss sogar dringen nach dem Studium arbeiten um meinen Studienkredit abzubezahlen….Wie das aussehen soll? Vollzeitstellen könnten zum Beispiel durch 2 Mamas die jeweils Teilzeit arbeiten wollen besetzt werden. Und ich glaube wenn dann mal was ist, sind die Beiden in der Lage flexibel für den Anderen einzuspringen. Weil sie wollen genau das : Vereinbarkeit, Dinge kombinieren. Arbeiten ist für viele von uns Mamas auch eine Art Abstand und Abschalten vom Alltag mit den Kids. Denn und ich glaube das ist kein Geheimnis: der Alltag mit kleinen Kindern ist oft alles andere als leicht. Wir wollen kombinieren. Aber wir wollen nicht blöd und schlecht dargestellt werden, Kinder werden krank, haben Termine in der Kita (btw ich war auf nicht einem Fest in der Kita in den letzten 2 Jahren, ganz tolles Gefühl…) usw.
Ich habe mir mal Gedanken gemacht, inwiefern die Politik da was machen könnte:
1. Abschaffung der 10 Tage für Krankheiten, Eltern können genauso viel für die Kinder wie für sich fehlen. Ist nur fair.
2. Jeder Arbeitgeber ist verpflichtet, Eltern nach der Elternzeit für eine bestimmte Zeit wieder einzustellen und zwar so, wie es der Arbeitnehmer möchte.
3.Mütter nach der Elternzeit sollten bevorzugt eingestellt werden.
Wem von euch fallen denn noch weitere Ideen für ein Mütterfreundliches Deutschland ein?
Ich schicke den Damen aus meiner Timeline gute Gedanken und wünsche euch bald einen neuen Job!
Ich geh jetzt endlich baden, wir haben wieder WARMES Wasser! Frau Raufuss
4 comments
Oh ja, diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist wirklich die reinste Verarsche!!! Als Mutter muss man immer doppelt kämpfen, um zu zeigen, dass man seine Gehirnzellen nicht in der Elternzeit gelassen hat. Und wenn man noch Karriere machen will, MUSS man Vollzeit arbeiten, sonst wird man nämlich bei allen wichtigen Entscheidungen und Projekten übergangen. Zu dem Thema habe ich auch erst einen Post veröffentlicht. Schau mal hier: http://schimpfmalmama.com/2015/07/25/mein-job-und-ich/
Danke für diesen tollen Bericht, denn genau so sieht die Realität aus. Wenn man nicht gerade Sigmar Gabriel heißt, wird man von niemandem dafür gefeiert, wenn man sich bei der Arbeit “kindkrank” meldet.
Obwohl das ja eigentlich ein totales Unding ist! Schlimm, ich würd immer wieder alles hinschmeißen wenn meine Tochter krank ist! Arbeit muss manchmal warten können!
[…] Originatext von kalinchens […]