Montagnachmittag: Der Papa bringt ein verschwitztes, ruhiges, rotes, müdes Kind nach Hause. Noch gehe ich davon aus, dass sie einfach nur müde ist. Etwas zu viel action, zu wenig Ruhe. Den geplanten Ausflug auf den Spielplatz lassen wir ebenso wie das Eis-essen ausfallen. Ich entscheide das dreckige Mäuschen zu duschen und mich dann mit ihr auszuruhen. Als sie sagt sie kann kaum stehen und das Ausziehen würde nicht gehen, wird mir ein wenig anders. Ist da etwa jemand krank? Hat sie einen Sonnenstich? Nach dem Duschen ändert sich der Zustand rapide. Dem Kalinchen geht es schlecht, sehr schlecht sogar. Sie ist heiß, schläft immer wieder ein, will nicht trinken und liegt einfach so in meinem Bett. Wir lassen sie nicht ausser Acht.
Ich plane meine Woche, meine Referate und meine ausstehenden Abgaben. Als ich ins Bett gehe, bin ich echt davon überzeugt, dass nach der Nacht alles wieder gut sein wird.
Pustekuchen.
Als ich aufwache schläft sie noch. Kein gutes Zeichen, normal hüpft sie ab 6 Uhr durch die Gegend und schaut wenigstens einmal in meinem Zimmer vorbei. Ich wecke sie und sehe direkt: hier stimmt was nicht. Ich messe Fieber und zack. Kind krank.
Vereinbarkeit
Wie eine wilde fange ich an zu telefonieren. Übrigens ist es gerade halb 8. Ich rufe meinen Stiefvater, meine Mutter, meine beste Freundin und eine Mutter aus der Kita an. Ich muss nämlich dringend in die Uni. Opa ist fast in Lüneburg, Oma alleine im Büro. Der Papa muss morgen zu Hause bleiben. Tante Lea erreiche ich endlich und sie sagt zu. Da ist es kurz vor 8 und mein Puls ist immer wieder auf 1000. Das Kind liegt auf der Couch, redet nicht und ist zu schlapp zum Zähne putzen. Mit Mühe schaffen wir die Morgenpflege und fahren zum Arzt.
Ich hasse das so. Mein Kind ist krank und ich muss schauen wie ich alles organisieren kann. Wie gerne würde ich, so wie jetzt, neben ihr liegen, ihre Hand halten und für sie da sein. Dank Unterstützung und Terminschieberei konnte ich heute beides: Mama sein und nebenbei einen Vortrag in der Uni halten. Jetzt liegen wir im Bett, ich arbeite am Computer und mache mir Sorgen um meine Tochter. Bei dem Gedanken, dass ich morgen früh arbeiten und danach in die Uni muss werde ich traurig. Ist es nicht meine Aufgabe neben ihr zu sitzen? Bücher vorzulesen, Tee zu kochen und aufzupassen?
Vereinbarkeit ist scheiße. Das läuft einfach nicht. Im schlimmsten Fall hätte ich das Kalinchen einfach mitgenommen. Wenn jetzt jemand sagt, was regt sich die olle Raufuss da gerade auf? Die studiert doch… Dem sage ich: pass auf, wir Studenten haben genauso Verpflichtungen wie “normale” Arbeitnehmer, wir haben Termine und Absprachen an die wir uns halten müssen. Wir können nicht jedes Mal im Seminar fehlen und auch nicht immer zu Hause bleiben. Wenn ich das immer machen würde, käme ich mit dem Nacharbeiten kaum nach. Komm ich eh schon kaum, hier ist ja immer was los. Mir fehlen heute 4 Stunden in der Bibliothek. 4 Stunden in denen ich konzentriert ohne social media und Ablenkungen viel geschafft hätte. 4 Stunden die ich heute Abend oder heute Nacht nachholen muss. Studieren ist eben nicht rumsitzen, Bier trinken und abchillen.
We macht ihr das, wenn eure Kinder krank sind? Wer bleibt zu Hause und habt ihr Gewissensbisse?
16 comments
Bei uns hat das bislang zum Glück immer ganz gut geklappt. Wir arbeiten beide und versuchen uns bei krankem Kind so gut es geht abzuwechseln. Ich kann relativ flexibel und spontan auch mal vom Homeoffice aus arbeiten. Notfalls kann die Oma auch kommen – aber das haben wir bis jetzt immer nur in Anspruch genommen, wenn das Kind eigentlich gar nicht mehr so richtig krank war, aber eben auch noch nicht ganz kitafit. Und zum Glück ist unsere Tochter auch wirklich sehr selten krank. Außerdem ist bei uns in den letzten Jahren so viel drunter und drüber und durcheinander gegangen, dass ich auf spontane Planänderungen inzwischen ganz gelassen reagieren kann – die Welt ist trotz größtem Chaos noch nicht untergegangen :-).
Danke für deinen Kommentar! Das blöde ist einfach, dass meine Mama arbeitet und wir niemanden haben.
Chaos ist hier ja Tagesordnung ;)
Gute Besserung.
Der Gatte und ich, wir bleiben abwechselnd zu Hause und/oder betteln die Oma an. Ätzend ist das.
Und dann kommt die Oma (Gott sei Dank) und ich verfluche es, im Büro zu sitzen. Eben weil ich nicht selbst Händchen halten kann.
Ich habe meine Eltern in der Nähe, die nur wenige Wochen im Jahr auf Urlaub, Kur, im Krankenhaus, eingeladen oder selbst krank sind. Aber worauf seit Jahren zu wetten ist: in genau dieser Zeit brechen Seuchen aus.
Und irgendwie muss es gehen. Die Jüngste ist inzwischen fast 9. Zum Glück, denn vor zwei Wochen hat es den Gatten erwischt. Lagerungsschwindel, zur flachen Bewegungslosigkeit oder Übelkeit bis zum Erbrechen verdammt. Da konnte die Tochter gut ohne eigenen Babysitter zuhause bleiben und hat sich um den Papa gekümmert (oder ihn eben bewegungslos liegen gelassen). Aber ein krankes Kind kann einfach nie alleine zuhause bleiben. Die großen Brüder gingen da mit 12-14 noch gern zur Oma (oder ein Elternteil musste Urlaub nehmen). Vereinbarkeit ist möglich, wenn alles nach Plan läuft, was in einem 5-Personen-Haushalt eher selten der Fall ist.
glg
Ich kann das sehr gut verstehen! Ich habe nur eine Nachbarin, die mal für einen Nachmittag einspringen kann, aber nicht wenn mein Sohn 40 Grad Fieber hat, also organisiere ich alles drumherum, gehe nachmittags oder Samstag arbeiten, damit ich auf meine Stunden komme. Das ist immer enormer Stress! Gute Besserung! Liebe Grüße Silvana
Noch bin ich in Elternzeit. Aber wenn es irgendwann mal bei unseren 2 Mädels so weit ist und ich auch wieder arbeite haben wir wirklich ein Problem! Den Familie (Oma/Opa) gibt es nicht die mal ebeb kurz einspringen können. Es gibt eigentlich niemand! Alsi ich kann nur hoffen, dass due Kinder nie krank werden (haha!)
Grüße und alles Gute :)
Das ist echt immer doof. Wenn ich merke, das der Sohn krank werden könnte, versuche ich abends schon mal einen Notfallplan für morgens bereit zu haben…
Da ich vormittags in TZ arbeite, der Papa und Opa im Schichtdienst, passen wir dann wirklich in Schichten auf den kranken Sohn auf. Also z.B. ich morgens (ich bin dann erst mittags ins Büro), mittags der Opa, und Nachmittags der Papa oder halt anders
aber dazu müssen die Schichten dann auch dementsprechend passen.
Und ja, dss schlechte Gewissen ist immer da, dass man nicht bei seinem kranken Kind ist :(
Hoffe dem Kalinchen geht es bald wieder besser
Kenne das leider auch genauso. Und wir sind beide auch am studieren gewesen. Wir haben immer versucht, es so zu handhaben, dass derjenige zu Hause bleibt, der weniger dringend in die Uni muss, das war meistens ich, da ich mir die Uni ab der Geburt auf zwei bis dreiTage in der Woche voll belegt (9-18 Uhr) hatte, mein Freund muss eigentlich jeden Tag in die Uni, da Medizinstudent. Das hat für uns ganz gut funktioniert, aber ich habe dafür schon an der “Qualität” meiner Uni – Arbeit eingebüßt in diesen Krankheitszeiten, da ich ja dann entweder fehlte wenn Seminare waren oder wenn meine Nacharbeit/Vorbereitung dran waren und schwer noch nachkam….das habe ich dann in Kauf genommen dafür, dass ich für die Kiddies da sein konnte. Ich hatte mehr ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Studium :P
Habe es aber dann doch ganz gut abgeschlossen. Großeltern konnten uns leider nicht helfen, war für uns leider so die einzige Lösung.
Ich bin immer zu Hause. Ja, die Olle arbeitet ja auch von zu Hause aus denken viele. Ja verdammt, aber ich brauche die Zeit zum Arbeiten. Mein Kind ist krank und braucht dann die dreifache Portion Mama. Ich komm dann nicht an den PC. Oft werde ich mit krank, dann schleppe ich mich wieder ins Büro sobald sie wieder fit genug für den KiGa ist. Drei Tage im Büro ausfallen,bedeutet viel nacharbeiten. Aber so ist das – kein Wunschkonzert und viel mehr als “ach Du arbeitest ja nur von zu Hause…:” . Genau wie bei Dir “ach, die studiert ja nur und hat ein Studenten-Lodder-Leben”….
Die Leute sehen nur was sie sehen wollen. Zumindest hab ich manchmal das Gefühl….
Kopf hoch – ich denk an Euch!
JesSi Ca
Ich brauche nur selten organisieren, denn ich studiere von Zuhause aus. Außer am Mittwoch, da muss auch ich morgens los. UnDie wann werden die drei krank? Genau,meist Mittwochs. Wenn der Papa da ist, muss er einspringen. Oder mein Kurs fällt aus, was bedeutet das ich kein Geld verdiene. Ansonsten bleibt das Studium liegen. Mein Gewissen plagt mich und voran komme ich auch nicht.
Andere Möglichkeiten habe ich leider nicht.
Selbst wenn ich ungeplant arbeiten muss, wird es schwierig. Wer übernimmt die Betreuung? Im Zweifel bleiben sie allein zuhause bis der Papa kommt. Aber man sitzt dann schon auf heißen Kohlen beim Arbeiten.
Ich kann zwar zu Hause bleiben und dem Kind die Hand halten, haber aber Gewissensbisse, dass auf der Arbeit mal wieder jemand für mich mitarbeiten muss. Das ist auch nicht schön….
Mein Mann und ich sind beide Ärzte. Die Patienten müssen versorgt werden, das ist kein Bürojob, den man dann eben irgendwann nacharbeitet. Mein Mann hat eine eigene Praxis, die Patienten haben oft wochenlang auf einen Termin gewartet, da kann er nicht mal “einfach” einen Tag frei machen, nur weil ein Kind krank wird. Ich arbeite im Krankenhaus, in einem großen Team, so dass zur Not ein Kollege meinen Teil mit übernehmen kann (was für ihn / sie ausnahmslos Überstunden bedeutet, denn knapp besetzt sind wir fast immer). Letzten Endes bleibe dann doch meistens ich zuhause und habe ein schlechtes Gewissen. Meine Eltern sind beide berufstätig, wenn es sich irgendwie drehen lässt, helfen sie gerne, aber einfach ist das wirklich nie!
Meine Eltern wohnen leider einfach zu weit weg um mal eben einzuspringen…Das mit dem schlechten Gewissen kann ich gut verstehen…
Bei uns kommt es ganz darauf an, wer es am besten einreichten kann. Wir stecken beide noch in unserer Ausbildung, ich habe nur noch wenige Präsenzveranstaltungen an der Uni, was aber natürlich ganz und gar nicht bedeutet, dass ich nichts zu tun habe. Trotzdem bin es natürlich meistens ich, die zuhause bleibt. Du kennst das ja…. letztlich habe ich gelernt meinen Anspruch an meine Leistungen in der Uni runterzuschrauben. Hauptsache den Abschluss fertig machen. Nicht perfekt, aber wie du schon sagst: Vereinbarkeit ist Mist! Und meine Dozenten und Kommilitonen sind glücklicherweise sehr verständnisvoll wenn ich kurzfristig meinen Vortrag eine Stunde vorher absagen muss, weil Mann und Kind die Windpocken haben… leider wohnen wir weit weg von unseren Familien und engen Freunden und es kann sonst niemand einspringen. Wird das irgendwann nochmal wieder einfacher?
Ich weiss es nicht. Ich hoffe einfach, dass es einfacher wird. Oder aber, dass ich meine Erwartungen runter schrauben kann..
Oh ja, die Vereinbarkeit von Kind, Studium oder Arbeit ist eine echte Herausforderung. Klar hat man Schwierigkeiten, das Kind allein zu lassen, wenn es krank ist! Wenn man da keine Eltern nebenan hat, wird es schwierig. Wir haben uns das Geld verdienen glücklicherweise so organisiert, dass wir hauptsächlich von zu Hause aus arbeiten. Das ist eine andere Nummer und man kann für Kinder so viel einfach da sein. Ich wünsche euch, dass eure Situation leichter wird und du als Mama mehr Untertützung bekommst!