Es ist 9 Uhr und meine To Do Liste möchte mich am liebsten laut anschreien. Mein Kopf brummt und das Kalinchen hat mich schon dreimal laut angebrüllt. Pakete stehen unausgepackt im Flur, die Wäsche türmt sich und mein Magen knurrt. Dabei war doch heute morgen alles so schön organisiert in meinem Kopf . Ich wollte nach der Uni die Hausarbeit beenden, den Bericht Korrektur lesen, meinen Stundenplan bauen, arbeiten und die Wäsche sortieren. Dass der Schreibtisch aussieht wie nach einer Wutattacke ignoriere ich gekonnt.
Natürlich hat mal wieder nichts so funktioniert wie ich es vorhatte. Das ist doch dieses Ding mit den Erwartungen. Oder? Meine Mama meint immer: ,,Schraub deine Erwartungen runter, dann wirst du auch nicht enttäuscht.”
Seitdem ich Mama bin ist meine Organisation oft durcheinander. Der Tag ist anders strukturiert und ich kann nicht nur an mich denken. Das Kalinchen hat feste Bring-und Abholzeiten und die Uni ist auch nicht so flexibel wie ich mir das wünschen würde. Wenn dann noch ungeplante Dinge dazukommen, ich TO Do Listen von vor 4 Wochen finde und Dinge erledigen muss, die ich schon ewig aufschiebe, dann ist mir nach schreien. So richtig laut.
Was ich dann mache? Wenn ich einen guten Tag habe, dann mach ich mir einen Kaffee oder husche schnell zum Eisfach und genieße heimlich 2-3 Löffel Eis. Wenn ich einen schlechten Tag habe, dann ist mir nach weinen, brüllen und total durchdrehen. Ich würde mich dann am Liebsten ins Bett legen und schlafen. Mein Kopf brummt laut, der Mann sagt ich soll mich besser organisieren und das Kalinchen schmeißt genau dann die Legokiste quer durch den Flur.
Familie ist eben so
Ich liebe mein Chaos, meine Familie und unser Leben. Es ist bunt, oft unorganisiert und sekundenspäter total durchgeplant. Natürlich bin ich meistens gestresst, schiebe unzählige Dinge einfach mal so kurz dazwischen und schaffe meistens nicht das, was ich wollte. Sonntags liege ich im Bett und überlege was in der kommenden Woche unbedingt erledigt werden muss. Ich habe dann einen groben Plan und versuche diesen, auf die kurzen Tage zu legen. Wenn ich nur die Hälfte geschafft habe, bin ich glücklich. Wisst ihr warum? Die meisten Dinge, die meine Pläne durchkreuzen sind schöne Dinge. Ein Nachmittag mit dem Kalinchen im Bett zum Beispiel. Dann lachen wir stundenlang über Madita und ihre Schwester. Backen Kekse, Kuchen, trinken Milchschaum und sitzen dabei auf der Arbeitsplatte. Kuscheln, reden und haben uns. Oder ein spontanes Kaffeetrinken mit der besten Freundin, welches auf einmal ein ganzen Tag dauert. Sowas gibt mit Kraft und die Energie kann wieder auftanken.
Meine Erwartungshaltung an mich selbst ist hoch, war immer hoch und wird wohl auch in Zukunft hoch sein. Aber auch ich habe Abstriche gemacht. Habe meinen Job geschmissen und erwarte nun von mir, dass ich meinen Beitrag mit dem Schreiben leisten kann. Den Stundenplan habe ich massiv verringert. Dadurch habe ich mehr Zeit für das Kind, für unser Leben und am Ende auch für mich. Ich kann mir meinen Tag einteilen. Und mal unter uns: die Organisation macht das Selbstständig sein nicht einfacher. Keine festen Zeiten, Abgaben ohne genaue feste Absprachen und eine Flut an Mails. Ich mag das aber und habe mir in meinem Kopf feste Zeiten gebaut. Am Wochenende bleibt das Handy lautlos, da antworte ich auch auf keine Mail. Die Zeit gehört exklusiv meinen beiden Lieblingsmenschen. Seitdem ich das mache, merke ich wie sehr ich mich dabei entspanne. So kann man das mit der Erwartungshaltung übrigens auch aushalten…
Diese Woche wird mal wieder ne harte Nummer. 3 Tage Seminar in der Uni und zwar bis abends…die Bude sieht ganz schlimm aus und meine Hausarbeit muss ich heute Abend auch noch fertig machen. Ich schaffe das aber. Und die Nachmittage gehören dem Kalinchen, wir wollen altes Spielzeug von mir aufbauen, Kuchen backen und den Frühling rufen…mit einem lauten Schrei ala Ronja Räubertochter.
Ich wünsche euch eine gute Woche und schiebe meine positiven Gedanken zu euch rüber <3
Die Raufuss
PS: Was mir total hilft?Tief einatmen und an den Moment denken, der mir immer wieder Kraft gibt. Zum Beispiel der Besuch mit dem Mann in Hamburg. Wasser, Möwen und ganz viel positive Kraft….
1 comment
Ich habe “Hausarbeit” gelesen und wollte am liebsten kurz mitschreien. Dann kam ich zu “Kaffee trinken” und halte das für einen sehr konstruktiven Lösungsvorschlag. Und zwar MIT Milchschaum.
Freude, Solidarität und Grüße vom Schreibtisch. :)