Gibt es die perfekte Mutter? Oft sitze ich abends in meinem Bett und mir wird bewusst, wie viele Fehler ich im Alltag mache. Mal rutscht mir ein falsches Wort heraus, mal spreche ich nicht auf einer Ebene mit meiner Tochter und manchmal fühle ich mich hilflos und überfordert. Das Streben nach Perfektionismus tut mir dann unglaublich weh. Mir werden meine Fehler bewusst und ich muss lernen, wie ich damit umgehe.
Und dann wache ich morgens auf und denke: Du spinnst doch. Es gibt keine perfekte Mutter. Es wäre schlimm, wenn es eine perfekte Mutter gäbe. Denn dann würden ja alle Mütter, die diesem Bild nicht entsprechen ganz fiese und schlechte Mütter sein. Entscheidend ist dabei nur eins: für meine Tochter bin ich die eine Mutter. Egal ob sie mit einem dreckigen Shirt in die Kita geht, egal ob das Gemüse Bio oder nicht Bio ist, egal ob sie ein ausgetüfteltes Nachmittagsprogramm hat oder nicht. Ich bin ihre Mutter. Egal ob perfekt oder nicht.
Ob ich perfekt bin oder nicht, die Entscheidung darüber wird meine Tochter treffen. Oft bin ich gemein, streng und verbiete alles, mit Wasserbomben im Flur werfen ist nämlich nur bedingt witzig. Wenn wir aber abends im Bett liegen, den Tag besprechen und uns ganz innig in den Arm nehmen, dann ist mir bewusst, dass ich so viel gar nicht falsch gemacht habe.
Ich will gar nicht perfekt sein. Ich will Fehler machen. Ich will verrückt sein, Dinge erlauben, die andere nicht machen würden. Ich möchte nicht auf Bio-Gemüse achten, wenn uns gerade nach etwas Anderem ist. Ich möchte auf meinen Bauch hören und meiner Tochter ein gutes und geborgenes Heim bieten.
Die perfekte Mutter
Das ständige Streben aller Mütter in meinem Umfeld nach Perfektionismus und dem Prädikat “Perfekte Mutter”, tut uns nicht gut. Es setzt uns unter Druck und lässt uns abends lange grübeln. Wann hat das angefangen? Egal welche Entscheidungen Mütter treffen, es gibt immer jemanden, der es besser weiss. “Was? Du willst nicht stillen?” Die perfekte Mutter würde natürlich alles dafür geben zu stillen. Ich konnte das Kalinchen nicht stillen und fühle mich heute unglaublich schlecht, es nicht wenigstens probiert zu haben. “Wie? Du gibst dein Kind in eine Fremdbetreuung?” Die perfekte Mutter würde ihr Leben komplett auf den Kopf drehen und niemals fremdbetreuen lassen. Bei uns ging es damals nicht anders und es hat sich für mich immer richtig angefühlt. Wir kommen bis heute gut damit klar und werden uns immer an den Bedürfnissen des Kindes orientieren.
Ich möchte lernen mich von diesem Perfektionismus frei zu machen. Mein Bauch soll wieder entscheiden dürfen wie ich mich verhalte und wie unser Leben gelebt werden soll. Denn ich bin mir ganz sicher, wenn man hinter die Kulissen der perfekten Mutter guckt, wird es auch da Dinge geben, die nicht perfekt sind. Es kann mir nämlich niemand erzählen, dass es irgendwo perfekt läuft. Jede Mutter ist für ihr Kind die perfekte Mutter. Mit allen Ecken und Kanten.
Dazu gehören schlechte Tage, an denen man unglücklich ist, sich überfordert fühlt und die Familie auf den Mond wünscht. Dazu gehören Erziehungsfehler und falsche Entscheidungen, die man meistens aber wieder rückgängig machen kann. Dazu gehören Streit, Verbote und verrückte Dinge. Wir werden es nie perfekt machen können und immer das Gefühl haben, nicht allem gerecht zu werden. Aber unterm Strich ist eine liebende und fürsorgende Mutter doch das, was ein Kind in aller erster Linie braucht.
FrauRaufuss
8 comments
“Jede Mutter ist für ihr Kind die perfekte Mutter.” Was für ein schöner, richtiger und wichtiger Satz!
Viele Grüße
Gesa
Schöner Artikel! Ich habe mich irgendwann gefragt, wo eigentlich die Natürlichkeit im Umgang mit meinem Kind bleibt, wenn ich jedes Wort auf die Goldwaage lege und ständig versuche perfekt zu sein – weil ich es einfach nicht bin. Kinder merken doch, wenn man nicht authentisch ist. Kürzlich sagte mir jemand zu diesem Thema, dass es nicht gut sein kann, die perfekte Mutter sein zu wollen, denn dann würde man ja auch vom Kind erwarten perfekt zu sein als Ergebnis einer perfekten Erziehung. Diesen Ansatz konnte ich für mich gut annehmen.
Ich weiß gar nicht, wo dieses verrückte Ding mit dem Perfektionismus herkommt. Warum wieso weshalb? Was nützt es uns? Macht es uns glücklicher? Zu besseren Menschen?
Gerade im Hinblick auf das Kind oder die Kinder und erweitert auf die Familie, was soll dieser Wahn?
Völliger Schwachsinn.
Genau das sind auch meine Gedanken. Im Alltag verfolgen mich diese Gedanken aber ständig weil man sich überall rechtfertigen muss…
Ich habe es aufgegeben, mich zu rechtfertigen. Nein, man muss bestimmt nicht in allem perfekt sein, schließlich sind wir Mütter auch nur Menschen, oder? Ich denke, solange woran unsere Kinder als eigenständige Wesen betrachten, machen wir schon ganz viel richtig. Und alleine die Tatsache, dass wir manchmal abends im Bett liegen und über uns und unser Muttersein nachdenken, zeigt doch, wie sehr uns unsere Sprösslinge am Herzen liegen. Und ist es nicht das, was wirklich wichtig ist? Unsere Liebe? Und jedes Kind, das nicht irgendwie vernachlässigt oder misshandelt wird, spürt, dass es geliebt wird. Von der eigenen unperfekten Mutter mit Launen und Ecken und Kanten. Und genau das macht sie doch wieder perfekt….
Ich wurde ganz beklommen als ich diesen Artikel gelesen habe. Ich arbeite seit vielen Jahren mit Familien, und kann aus tiefstem Herzen versichern: Perfekt, wie du es verstehst, gibt es nicht. Und das streben danach, alles “richtig” zu machen fügt den Kindern meistens größeren Schaden zu als eine gewisse Vernachlässigung von überforderten Eltern. Damit meine ich wenig privilegierte Familien die ganz andere Sorgen haben als darüber zu urteilen wer sein Kind wie erzieht.
Aus eigener Erfahrung kenne ich diese “Super-Muttis” gut, die mit Urteilen und Ratschlägen um sich werfen und genau zu wissen scheinen, was richtig und gut ist. Sehr lustig ist dann häufig die Reaktion, wenn sie mich irgendwann fragen was ich beruflich mache. Dann erkläre ich sehr freundlich, dass ich Familientherapie und Erziehungsberatung mache, grundsätzlich keine Pauschalurteile fälle und für jede Mutter, jedes einzelne Kind der richtige Weg gesucht werden muss. Eben weil jeder Mensch anders ist, andere Bedürfnisse und Voraussetzungen und andere Erfahrungen gemacht hat. Was für ein Kind richtig ist kann für das nächste vollkommen verkehrt sein.
Sehr häufig habe ich dann die eben noch belehrende Super-Mutti auf dem Schoß, die mir eine ellenlange Liste von Problemen anvertraut und in Wahrheit ganz tief verunsichert ist.
Daher möchte ich euch allen Mut machen, zu euch und eurem Bauchgefühl zu stehen. Und bitte auch zu Patzern, Ausrutschern und Verfehlungen. Ihr seid Menschen, und euer Kind lebt in einer Gesellschaft voller Menschen. Die haben es an sich, Fehler zu machen. Damit müssen eure Kinder irgendwann klarkommen. Ist es nicht besser, sie lernen von euch, dass es auch mal eine Zeit gibt wo Mama losschreit wenn man zum xten mal eine Grenze überschritten hat? Dass sie euch als Menschen sehen und nicht als perfekte Automaten die immer 100 Prozent fair sind? Wie sollen sie bitte mit ihren eigenen Fehlern leben lernen wenn ihr Ihnen glaubhaft vermitteln könntet dass ihr keine habt?
Bitte liebe Mamas, entspannt euch, liebt eure Kinder und habt Spaß am Umgang mit Ihnen. Gebt Ihnen was ihr könnt – aber nicht mehr. Und seid sicher: Es wird genügen.
So wahr. Schön gedchrieben.
Wir machen uns damit bekloppt und die Kinder natürlich mit. Die Lösung liegt im Bauchgefühl. Der Kopf hat seine gute Berechtigung, aber der Bauch – unsere Mitte – sollte viel mehr Stimmrecht bekommen. Der strebt nicht nach Perfektion, sondern nach Glück.
Hey.. wichtig für unsere Kinder ist es geliebt und verstanden zu werden. Wir Mütter machen uns einfach zu viele Gedanken darüber was wir machen, wie wir es machen und warum und ob es richtig ist. Wir Mamas machen schon alles richtig indem wir unseren Kindern zeigen, dass sie das Wichtigste in unserem Leben sind.
Lg ania