Das ist mal wieder einer dieser Momente in denen ich einfach nur dankbar für mein Kind bin. Dankbar, dass sie so ist wie sie ist und dankbar dafür, dass sie schon mit 4 Jahren ihren eigenen Kopf hat.
Auf einem Spaziergang in den letzten Tagen redeten wir über meinen Berlinausflug zu Familie Berlinmittemom und wie sehr sich alle freuen, wenn das Kalinchen im Frühjahr endlich mal mitkommt. „Weißt du Kalinchen, die Kids von Anna haben auch Barbie-Sachen, mit denen kannst du bestimmt spielen!“
„Ahhhh Mama, is spiel bestimmt nicht mit Barbie. Das ist für Mädchen.“
Wumms. Das sitzt. Habe ich meine Tochter gerade wirklich in eine Schublade gesteckt?
Wenn ich mich an meine eigene Kindheit erinnere, dann muss ich schmunzeln. Ich bin ein Dorfkind gewesen. Wir waren den ganzen Tag draussen und hatten im Badezimmer extra Anziehsachen für draussen. Ein Kind aus unserer Nachbarschaft hatte ein riesiges Kettcar mit Hänger in dem die ganze Gang sitzen konnte. Ich wollte mich nie schminken und fand den ganzen Mädchenkram überflüssig und nervig.
Das Kalinchen ist mir sehr ähnlich. Sie zieht ungern Kleider an, wenn überhaupt nur welche die aussehen wie lange T-Shirts. Sie findet Barbies doof und steht total auf Star Wars.
Muss ich das jetzt schlecht finden und mir wohlmöglich Sorgen machen?
Nee. Im Gegenteil. Ich finde meine Tochter so wie sie ist spitze. Gerade dieses etwas anders sein, hat doch was. Natürlich steht sie total auf die Eiskönigin und würde den Film am Liebsten jeden Tag sehen. Zu Weihnachten wünscht sie sich aber eine Ritterburg, eine Fußball-Cd und Sachen zum Kämpfen.
Was ist mit unser Gesellschaft los? Es gibt Ü-Eier für Mädchen und für Jungs in unterschiedlichen Farben, im Schuhgeschäft wird man direkt zu den Glitzer-Sachen gewunken und überhaupt ist doch alles nur noch rosa. Habt ihr mal im schwedischen Warenhaus nach Kindersachen geschaut? Auch ohne Beschriftung weiß man sofort, wo es was gibt. Die Jungs-Sachen sind dunkel und eintönig, Jungs-Mamas klagen oft darüber, dass es schwierig ist, schöne Sachen zu kaufen.( Kommt ja auch immer auf den Geldbeutel an..) Die Mädchenabteilung hingehen glitzert einen schon von der Rolltreppe an und man fragt sich ob man direkt bei Cinderella im Schloss gelandet ist. Keine Mütze ohne SchnickSchnack, jedes Shirt muss funkeln und überhaupt ist alles rosa. Wir kaufen ja mittlerweile gedeckte Farben und manchmal husche in die Jungsabteilung für blaue Shirts.
Das Kalinchen ist eben so. Hat ihre eigenen Vorstellungen, sie will zum Beispiel Fußballerin werden, und passt in keine Schublade. Für mich als Mutter bedeutet das, dass ich sie auch in keine Schublade stecken werde. Mir geht es darum, dass meine Tochter glücklich ist und ihren eigenen Weg findet. Ich glaube auch, dass die eigentliche Aufgabe von uns Eltern ist. Wir müssen unseren Kindern einen Rahmen abstecken, indem sie sich austoben dürfen. Dabei stehen wir hinter ihnen und ermutigen sie, diesen Weg zu gehen. So haben meine Eltern mich großgezogen. Sie haben mich ermutigt, ich zu sein. Ich durfte Dinge ausprobieren und selber feststellen, ob das was für mich ist oder nicht.
Wenn das bedeutet, dass ich demnächst Fußballschuhe kaufe und Samstags auf einem Fußballfeld stehe, dann ist das wohl so. Ich kaufe aber auch gerne Ballettschuhe oder Reitstiefel. Hauptsache meine Tochter ist glücklich und zufrieden.
Barbies gibts dann wohl nicht zu Weihnachten….
Wie ist das bei euch? Sind eure Mädchen Glitzer-Tanten oder eher nicht? Und bei den Jungs? Mein Cousin spielte zum Beispiel als Kind nur mit Puppen und ist heute ein “echter Kerl”…
frauraufuss
9 comments
Liebe Märry, ich sehe das wie du: Kinder müssen sich ausprobieren. Mein Mann hat auch mal mit Puppen gespielt. Heute ist er zweifacher Familienvater. Ich selbst habe zwar mit Barbies gespielt. Aber viel lieber noch mit Playmobil. Die 5-Jährige fährt Skateboard und die 3-Jährige hat sich einen Kindergartenrucksack mit Bagger ausgesucht. Den kleinen Jungen der den rosanen Puppenwagen hier durchs Dorf schiebt finde ich einfach klasse. Und die Mutter auch, weil sie einfach locker bleibt.
Lg Ella
Hihi, das klingt doch super…
Hallo Märry,
tolles Thema. Meine Tochter liebt rot und bunt. Kleidung gern mit Tieren, die sie toll findet: Pferde, Frösche oder Insekten. Sie ist wild und wunderbar. Haarspangen besitzen wir keine und wenn ich ihre lockigen Haare mal etwas bändigen darf, dann will sie zwei Zöpfe – einen an der Seite und einen oben oder einen vorn und einen hinten. Sie hat ihren eigenen Kopf, spielt sehr gerne Eisenbahn in allen Varianten oder entdeckt und sammelt in der Natur Steine, Stöcke und tote Tiere.
Ich finde sie toll! Und es liegt ja auch gerade in den ersten Jahren sehr an uns Eltern, was wir dem Kind anbieten. Rosa und Glitzer ist hier Fehlanzeige – bei mir UND bei den Dingen meiner Tochter.
Trotzdem frage ich mich manchmal leise, ob ich ihr ‘diese Seite’ mehr anbieten sollte. Sie ist jetzt 3,5 Jahre alt. Fernsehen guckt sie nicht. Elsa und Anna kennt sie nur von den T-Shirts ihrer Freundinnen. In ihrer Verkleidungskiste gibt es wenig Prinzessinnenkram (von der großen ‘rosa’ Cousine geerbt). Ich meine, wie soll sie sich für diese Form der Identifikation interessieren, wenn sie eigentlich keinen Zugang dazu hat. Bin ich da gefragt?
Und zu guter Letzt schreibst du z.b. vom Cousin, der mit Barbie spielte und doch ‘ein echter Kerl’ wurde. Lese ich da doch die ‘Hoffnung’ raus, dass deine Tochter später mal ein ‘ganz normale junge Frau’ wird? Ich hoffe, du weißt, wie ich das meine.
Sehr interessanter Artikel auf jedenfall. Danke dafür.
Sarah
Ach das Kalinchen kann so werden wie sie will :) Glitzerglitzer oder eben nicht.
Ich finde es sooo toll, dass Du so eine Tochter hast und das Du in keine Rolle zwingst. Mein Sohn (15 Monate alt) liebt Make Up und guckt sich alles von mir ab. Wenn er eben Lippenstift tragen will, dann darf er eben Lippenstift tragen. Die Kleinen werden ihren Weg schon finden <3
Da hast du Recht!
Ich finde es ok wenn Mädchen eher Baumklettermädchen sind und Jungs im Kleid rumlaufen. ABER wenn der Kindergarten der Meinung ist, das das Glitzertüllrockmädchen ein Genderproblem hat und doch bitte mal in Hose kommen soll, dann reichts. Es würde doch kein Mensch alle jungen zwingen einmal die Woche im Kleid zu kommen. ES IST DOCH EIN MÄDCHEN UND DARF DAS DANN AUCH SEIN! Irgendjemand muss den Glitzerscheiss ja auch kaufen!
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