Machen wir uns nichts vor: der Körper einer Frau leistet während der Schwangerschaft und nach einer Geburt unglaubliches. Ich weiss noch, wie fasziniert ich am Anfang meiner Schwangerschaft war, als ich die Veränderungen bewusst wahrnahm. Der Bauch wuchs, die Brüste spannten und man konnte fast zusehen, wie sich mein Becken breiter machte. Noch heute kann man an meinem Becken sofort erkennen, dass da mal ein Baby im Bauch war.
Nach mehr als 4 Jahren habe ich mein altes Gewicht wieder. Allerdings passen mir die alten Hosen nicht mehr, nicht zuletzt aufgrund des breiten Beckens. Mein Bauch wird durch Schwangerschaftsstreifen gekennzeichnet. Als die Streifen kamen, habe ich laut geweint. Die ganze Schwangerschaft über habe ich alles, wirklich alles, getan, damit genau das nicht passiert. Heute bin ich froh über jeden Streifen.
Denn diese Streifen erinnern mich an diese besondere Zeit. An den Moment, in dem ich das Kalinchen zum ersten Mal spürte und an viele viele Tritte in der Schwangerschaft. An die Blicke von aussenstehenden Menschen, die sich wunderten warum eine so junge Frau mit diesem dicken Bauch durch die Gegend läuft. Und an meine Naivität. Wie einfach ich mir doch damals das Leben als studierende Mama vorstellte. Gut, dass ich von allen Problemen und Rückschlägen damals nichts wusste.
Mein Körper hat einiges mitgemacht. Der größte Einschnitt ist bis heute meine Kaiserschnitt Narbe. Lange war sie mir unglaublich peinlich und ich dachte: niemals wirst du dich mehr nackt zeigen können. Ich schämte mich richtig für diesen langen Schnitt. HerrnRaufuss habe ich die Narbe allerdings sehr zügig gezeigt (bis dahin sprachen wir kaum über die Schwangerschaft und für mich gehört die Narbe samt Schwangerschaftsstreifen am Bauch einfach dazu, es soll ja Menschen geben, die sowas abstoßend finden). Er reagierte mich einem Lächeln und sagte: “Die Narbe gehört zu dir. Sie zeigt dir jeden Tag, was dein Körper geleistet hat und nicht zuletzt zeigt sie dir, was du geleistet hat. Dafür braucht man sich ja wohl wirklich nicht zu schämen.”
Mein Mamakörper.
Seit diesem Moment sehe ich die Narbe nicht mehr als Schandfleck meines Körpers. Bis dahin hat sie für mich meine Wochenbettdepression und die schwere Zeit nach der Geburt dargestellt. Aber diese Aussage hat für mich vieles verändert. Mein Körper hat einem kleinen Wesen das Licht der Welt geschenkt, diese Narbe hat dafür gesorgt, dass das Kalinchen gesund zur Welt kam. Sie symbolisiert für mich mein Leben als Mutter. Ohne sie hätte ich dieses kleine zottelige blonde hüpfende und laute Mädchen nicht.
Und auch meine Oberschenkel, Brüste und mein Po sind von der Schwangerschaft gekennzeichnet. Mich macht das aber nicht mehr traurig. So bin ich eben. Makellos war ich auch vor der Schwangerschaft nicht. Im Gegenteil: die Schwangerschaft hat mich erwachsen gemacht, so fühlt es sich jedenfalls an. Jeder veränderte Teil meines Körpers erzählt eine eigene Geschichte. Die Narbe erzählt die Geschichte der Geburt und der Bauch erzählt die Geschichte des Wachsens, der Vorfreude und des Wartens.
Ich bin stolz auf meinen Körper. Er hat unglaubliches geleistet.
Vielleicht hilft dieser Text der Einen oder Anderen von euch…
FrauRaufuss <3
6 comments
Sehr wahre Worte! Ich danke dir dafür sehr <3
Meine Mutter hält mir bis heute vor, dass ich ihre Figur "versaut" hätte… Das tut und tat immer weh. Sie konnte die Veränderungen ihres Körpers nie annehmen.
Ich hatte wahnsinnige Ängste deshalb vor den Veränderungen, die die erste Schwangerschaft mit sich bringen könnte. Aber so dramatisch waren die Veränderungen gar nicht – zu mindestens nicht für mich. Ich habe mich verändert. Mein Körper hat sich verändert. Aber ich mag mich so lieber und fühle mich so deutlich wohler in meiner Haut.
Liebe Grüße
Mother Birth
Bei mir hat das Wohlfühlen gedauert und jetzt finde ich meinen Bauch gerade richtig gut :)
Woooooow Danke! Ich fühle es zu 2000% genauso und habe Gänsehaut beim Lesen bekommen! Danke!!!
Vielen Dank !
Danke für den Text, es tut gut eigene Gedanken, Bedenken und Situationen so wieder zu erkennen. Momentan versuche ich mich gerade an den neuen Post-Baby-Körper zu gewöhnen, aber es ist nicht so einfach wie ich es erhofft hatte.
Das kann ich mir vorstellen. Erfreu dich am Baby und lass deinem Körper einfach Zeit!