Hallo Frau Raufuss! Ich mache mir Sorgen um meine 3-Jährige Tochter. Ständig weint sie wenn ich das Zimmer verlasse. Auch kann sie nicht alleine spielen. Hast du eine Idee oder Tipps für uns?
Ach wie gut ich diese Sorgen verstehen kann. Vor meiner Zeit als Mama dachte ich, dass Mütter, die ihre Kinder zum Spielen in ihr Zimmer schicken ganz schlimme Mütter sind. Nach fast 5 Jahre als aktive Mutter, vielen anstrengenden Tagen und Nächten und Situationen in denen ich gerne alleine gewesen wäre, sehe ich die Dinge anders. Es gibt nichts schöneres, als kleine und große Kinder, die in ihren Spielsachen versunken sind und die Welt um sich rum vergessen können.
Entwicklungsschritte
Das Spielen ohne die Eltern ist ein neuer Schritt in der Entwicklung eines Kindes. Ein Schritt, der sehr wichtig ist und die Stärken und Schwächen formt. Im Alltag denke ich ganz oft: “Was hätte ein negatives Erlebnis in der Zukunft für Folgen?” Denn eins habe verstanden: Jede Auffälligkeit hat ein negatives Erlebnis zu Grunde liegen. Kinder speichern Erlebnisse noch schneller und besser ab, als Erwachsene. Da ist es kaum möglich, nur positive Dinge zu verinnerlichen. Bei vielen Kindern, gerade im Unterricht, fällt mir eines immer wieder auf. Sie sind nicht in der Lage sich länger als 5 Minuten auf eine Sache zu konzentrieren. Die Gründe dafür, so könnte man denken, sind langweiliger Unterricht, Medienüberreizung und irgendwelche anderen Gründe. Ich sehe das aber anders. Ich glaube fest daran, dass diese nicht vollziehbare Konzentration Gründe im frühen Kindesalter hat. Hat ein Kind nie gelernt sich alleine auf Dinge zu konzentrieren, alleine zu spielen und sich selber Spiele zu suchen, so kann es sich gar nicht auf eine Sache fokussieren. Wie auch? Sowas muss man eben lernen.
Tipps und Tricks
Das Kalinchen hatte immer eine Reihe von Spielsachen auf ihrer Spieldecke liegen. So konnte sie sich ihr Spielzeug selbst aussuchen und hat sich damit beschäftigt. Immer öfter habe ich sie, bei alltäglichen Dingen, neben mich zu legen. So hatte sie neben der Dusche eine Decke, in der Küche und im Wohnzimmer. Während ich meinen Pflichten nachkam oder einfach nur einen Kaffee trank, beschäftigte sie sich mit ihren Spielsachen. Natürlich habe ich auch viel Zeit mit ihr zusammen verbracht und mit ihr gespielt. Als sie älter wurde, haben wir die Spielzone ins Wohnzimmer und ihr Zimmer verlegt. Während ich also kochte, spielte sie Lego in ihrem Zimmer und rief mich alle paar Minuten. Diese Kontrolle ist für Kinder ungemein wichtig. “Ist Mama noch da?” Mittlerweile fordert sie mich sogar dazu auf, dass sie alleine spielen möchte. Sie ist dann so auf ihren Plan fokussiert und braucht mich kaum noch.
Ich kann also nur dazu raten: Ermutigt eure Kinder immer wieder dazu, alleine zu spielen. Schaut regelmäßig nach und gebt eurem Kind das Gefühl, dass Mama und Papa noch da sind. Lobt den neuen Schritt in der Entwicklung.
Gerade letzte Woche habe ich bei Jesper Juul gelesen, dass man Kindern ruhig mitteilen darf, dass Mama und Papa auch mal Pausen brauchen. Eine klare Botschaft ist dabei enorm wichtig. Ihr solltet aber immer darauf achten, dass ihr euer Kind nicht mit der Situation überfordert. Fangt mit 3-5 Minuten an und arbeitet euch hoch. Immer wieder solltet ihr gemeinsame Spielzeiten einplanen. Eine gesunde Mischung ist das beste für euer Kind. HerrRaufuss und das Kalinchen haben am Samstag zwei Stunden mit der BrioBahn gespielt und den halbe Sonntag hat das Kind auf dem Boden gelegen, Züge zum Sprechen gebracht und meine Anwesenheit nur selten eingefordert. Immer öfter sitzt sie an ihrem Schreibtisch, macht sich ein Hörspiel an und malt. Die Bilder verschönern mittlerweile nicht mehr nur unsere Küche, auch Oma und Opa wissen kaum noch wohin mit den ganzen Kunstwerken. In dieser Zeit kommt sie zur Ruhe, verarbeitet ihren Tag und ist danach ganz entspannt und gut gelaunt.
Wie läuft das denn bei euch? Findet ihr es wichtig, dass eure Kinder auch alleine spielen können?
Die Raufuss
8 comments
Ein schöner Artikel! Bei unserem Schulkind besteht allerdings kein Zusammenhang zwischen Konzentration (klappt sehr gut und auch über längere Zeit) und alleine spielen (klappt irgendwie kaum). Aber das kommt schon noch, ich versuche, Anregungen zu geben und übe mich in Gelassenheit. Liebe Grüße, Svenja
Das ist genau das Thema, welches mich momentan sehr beschäftigt und belastet. Unsere Tochter, dreieinhalb, spielt auch nur sehr wenig alleine. Ich würde es ihr und mir so sehr wünschen, dass sie es schafft, alleine zu spielen. Ich kann nicht immer ihre geliebten Gesellschaftsspiele mit ihr spielen. Leider hat sie, ausser Puzzle nicht wirklich etwas, worin sie sich richtig vertiefen kann. Weder Lego noch Puppen noch Malen. Sie macht das alles nur wenn ich dabei bin. Ich habe große Sorge, dass sie das nicht lernt.
Hallo Sarah ! Magst du mir eine Mail schicken ? Liebe Grüße Märry
Hab ich gemacht.
Bei mir ist es leider ähnlich wie bei Sarah! Meine Tochter zweieinhalb Jahre beschäftigt sich keine 2 min. am Tag alleine. Da sie auch kein Mittagsschlaf mehr macht, heißt es für mich, sie 12 Stunden am Tag zu bespaßen.
Sie spielt eigentlich sehr gerne mit Lego, jedoch nicht alleine! Anregungen geben hat leider auch noch nie geklappt, sobald ich den Raum verlasse oder nur mal auf mein Handy schaue, fängt sie an zu meckern.
Ich wäre für weitere Tipps sehr dankbar!
Mir geht es genau wie Jasmin berichtet. Meine Tochter 1,8 Jahre ist nicht nur stark anhänglich sondern kann keine 2 Minuten alleine spielen. Ich muss immer dabei sein, egal was sie tut.
Ich weiß nicht mehr was ich tun soll.
Mir geht es genau so!!! Es ist echt auffällig und ich mache mir Gedanken!
Meine Tochtet ist 3.5 Jahre alt und liebt Rollenspiele. Aber wirklich immer muss jemand mitspielen. Sobald man aufhört weint sie und sagt sie kann nicht alleine spielen. Gerade jetzt wo man selbst kaum Pausen für sich selber hat ist daa wirklich belastend. Noch kein Tipp den ich irgendwo gelesen habe war hilfreich:(