Es ist Samstagmorgen, das Kind ist wach. Draussen ist es dunkel, meine Füße frieren und ich sehne mich nach einem Kaffee. Am liebsten würde ich mich umdrehen und einfach weiterschlafen. Irgendwann mittags aufstehen und in den Tag hinein leben. Stattdessen muss ich sofort den Lego Hubschrauber reparieren, Tränen trocknen und die Kuscheltiere zählen.
Mein Leben hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Die Samstage bestehen nicht mehr aus einem fiesen Kater, den Plänen für den Samstagabend und ganz viel Zeit, um nichts zu tun. Meine Samstage bestehen aus frühem Aufstehen, aufräumen, Wäsche waschen, Sportplatz, Chaos, Zoobesuchen, Spieplatzaction und dem Versuch, den Tag an die tägliche Routine anzupassen.
Wir stehen also auf, machen uns fertig und sitzen um kurz vor Acht im Auto. “Mama, können wir heute auf dem Markt frühstücken?” Machen wir. Wir suchen ewig einen Parkplatz, singen laut mit den Giraffenaffen, lachen und laufen im Hopsa-Lauf zum Markt. Wir bestaunen die Figuren an den alten Gebäuden der Uni, ich beantworte ewig viele Warum-Fragen und erwische mich, wie ich diese Zeit genieße.
Wir suchen uns einen kuscheligen Platz, essen jeder zwei Mettbrötchen, trinken Kaffee und albern rum. Das blonde Mädchen lacht sich kaputt und findet, dass ihre Mama die verrückteste und tollste Mama auf der ganzen Welt ist. Wir schneiden Grimassen und als ich in der Schlange stehe, um Nachschub zu holen, grinst mich eine ältere Dame an. “Man sieht Ihnen Ihr gutes Verhältnis richtig an. Sie sind eine gute Mutter. Machen Sie weiter so.” Ich bedanke mich und grinse meine Tochter an. Sie streckt mir gerade die Zunge raus und lacht aus vollem Herzen. Ich liebe dieses Lachen. Denn es ist unbezahlbar und einzigartig.
Der Einkauf ist schnell gemacht, denn das Kind ist die Weltbeste Einkaufshelferin. Sie sucht und packt ein, schummelt heimlich zwei große Packungen Schokolade in den Einkaufswagen und will immer alles alleine auf das Band legen. Immer wenn ich sie dabei beobachte geht mein Herz auf. Den Rest des Tages verbringen wir im Zoo. Machen Affen nach, jagen über die Spielplätze, suchen den Tiger und haben ganz viel Zeit für uns.
Meine Samstage sind anders. Sie sind viel besser als noch vor fünf Jahren. Sie sind wertvoller, einzigartiger und geben mir so viel Kraft. Meine Tochter bringt mein Herz zum Schmelzen, ihr Lachen ist das Wichtigste für mich und manchmal vermisse ich es schrecklich. Unsere Mama-Tochter Zeit ist für mich die wichtigste Zeit an meinem Tag. In dieser Zeit schöpfe ich Kraft, weiß warum ich diesen ganzen Wahnsinn mitmache und freue mich über meine Mutterschaft. Auch wenn ich das frühe Aufstehen hasse, ihre Bockigkeit gerne aus dem Fenster schmeißen möchte und das Lego-Chaos manchmal verteufle, dieses Kind ist einmalig und mein ganzer Stolz.
Ich genieße. Jeden Moment. Denn die Zeit vergeht so schnell. Und irgendwann schläft das Kind bis zum Mittagessen, will nicht mehr mit mir im Hopsa-Lauf zum Markt laufen und schneidet keine Grimassen mehr. Solange das noch so ist, genieße ich es in vollen Zügen.
Wenn ihr also am Samstag eine Frau mit Leoparden Schuhen im Hopsa-Lauf mit Grimassen seht, dann sind das wohl das Kalinchen und ich.
FrauRaufuss
PS: Die Fotos sind teilweise mit der Canon M10 gemacht, die darf ich gerade testen. Das Kind trägt Bisgaard Gummistiefel mit Fell, von Tausendkind.