Luise wird in wenigen Wochen 38 und wünscht sich sehnlichst ein Kind. Ihr Problem: Sie ist Single. Ein Kind ohne Mann bekommen? Für sie ist das kein Problem. Wie das ganze Prozedere funktioniert? Im Interview hat sie alle wichtigen Fragen beantwortet!
Liebe Luise,
du überlegst ein Kind ohne Mann und Vater zu bekommen. Wie kam es dazu?
Ich träume schon lange von 2-3 Kindern, werde aber in einiger Zeit 38. Generell bleibt da nicht mehr viel Zeit. Viele meiner Freundinnen versuchen zwar nach außen hin eine glückliche Familie zu führen, aber ich glaube, dass sie es innerlich gar nicht sind. Vor rund einem halben Jahr habe ich daher beschlossen, das Ganze von hinten aufzurollen. Erst ein Kind bekommen und dann einen passenden Partner finden. Vielleicht ist es dann auch möglich innerhalb dieser Konstellation ein weiteres Kind zu bekommen. Die Suche nach einem Partner wird durch meine Mutterschaft bestimmt nicht einfacher, aber es wird sich alles fügen.
Zusätzlich kommt hinzu, dass meine Eltern mir keine heile Familie vorleben konnten. Meine Mutter hat uns Kinder die meiste Zeit alleine großgezogen und erzogen. Da zweifelt man generell auch daran, dass man selber einen passenden Partner findet, der ein Familienleben mit einem teilen möchte. Ich meine zumindest dem passenden Gegenstück in der Vergangenheit noch nicht begegnet zu sein. Aber ich hoffe auf die Zukunft:-)
Wie reagiert dein Umfeld auf deinen Wunsch nach einem Kind? Wird deine Entscheidung kritisch beäugt oder wirst du unterstützt?
Unterschiedlich. Die meisten respektieren meinen Wunsch und bieten mir ihre Hilfe und Unterstützung an. Viele haben dabei das Wort „mutig“ verwendet. Sie würden sich sehr für mich freuen, wenn der Weg dann klappt und drücken mir dafür die Daumen!
Andere äußern ihre Zweifel und geben zu, dass es für sie nicht der passende Weg wäre. Aber auch die Zweifler finde ich durchaus hilfreich, denn so kann ich meinen eigenen Weg immer wieder überdenken. Meine Entscheidung und auch mein Weg werden dadurch für mich passender.
Du hast mir erzählt, dass du den Samenspender kennengelernt hast. Wo habt ihr euch kennen gelernt?
Wir haben uns in Süddeutschland kennen gelernt. Zufällig war er dort geschäftlich unterwegs und ich im privaten Rahmen. Bei einer Pizza konnten und wir uns in einem ungezwungenen Gespräch kennenlernen.
Welche Rechte hat der Vater, wenn es tatsächlich zu einer Befruchtung kommt?
Der Vater wird keinerlei Recht haben. Wir haben besprochen, dass die Rechte und Pflichten für das Kind bei der Mutter, also mir, liegen. Es ist so vereinbart, dass ich nach der Geburt „Vater unbekannt“ in die Geburtsurkunde eintragen lasse.
Wie funktioniert die Befruchtung? Musst du auf Dinge achten, deinen Zyklus genau betrachten oder brauchst du sogar ärztliche Unterstützung?
Ohh, dass mit der Befruchtung ist ein schwieriges Thema. Es gibt ja unendlich viele Möglichkeiten, wie es zu einer Befruchtung kommen kann. Darüber habe ich natürlich mit dem Samenspender auch gesprochen. Er könnte sich da weitaus vielfältigere Möglichkeiten vorstellen, die für mich derzeit aber nicht in Frage kommen. Für mich gibt es somit nur den neutralsten und gleichzeitig eher unromantischen Weg (die „Bechermethode“). Andere Frauen mögen das für sich vielleicht anders entscheiden.
Ja, ich beobachte schon seit einiger Zeit meinen Zyklus und zwar sehr intensiv. So teste ich mit Ovulationsstreifen die Dauer meiner fruchtbaren Tage vor dem Eisprung.
Ärztliche Unterstützung kann natürlich hinzugezogen werden, wird von mir aber erstmal nicht beabsichtigt. Sollte es sich herausstellen, dass eine Befruchtung mit der Bechermethode sich nicht als passend herausstellt, könnte ich mir das aber vorstellen.
Ich finde deine Entscheidung ein Kind ohne Mann zu bekommen sehr mutig und stark. Hast du dir überlegt, wie zu deinem Kind davon erzählen wirst?
Ja natürlich. Ich werde meinem Kind sagen, dass es ein absolutes Wunschkind war. Damals aber kein passender Partner und Vater da war und mir sein leiblicher Vater dabei geholfen hat, es zu bekommen. Er aber mit Familie woanders lebt.
Der Vater wird auch Kontakt zum Kind haben, so lange es für uns alle drei tragbar ist. Danach stelle ich es ab einem bestimmten Alter dem Kind frei, ob es weiterhin Kontakt zum leiblichen Vater haben möchte. Natürlich habe ich auch die Schwierigkeiten im Blick, wenn ein neuer Partner ins Leben kommt. Da weiß ich ja nicht, wie dieser damit umgehen würde. Ich könnte mir vorstellen, dass wir dann gemeinsam überlegen werden, wie es für alle am sinnvollsten ist mit der Situation umzugehen. Auch darüber weiß der Samenspender Bescheid.
Wärst du auch bereit für deinen Kinderwunsch in ein anderes Land zu reisen?
Ja, mit dem Gedanken habe ich mich lang auseinandergesetzt. Es war für mich längere Zeit eine Option mich auch im Ausland über eine Samenbank befruchten zu lassen, aber je näher der Gedanke kam, desto weiter rückte er gleichzeitig irgendwie auch wieder von mir weg. Ich verspürte den Drang den biologischen Vater meines Kindes wenigstens kennenzulernen. Zu wissen wie er spricht, wie er sich verhält und gibt.

8 comments
Hmm… also ich persönlich finde das etwas grenzwertig.
Nicht das Kinder-kriegen-ohne-Mann, sondern der Ablauf.
Wenn ich mich schon für eine “künstl. Befruchtung” entscheide, dann doch richtig.
Bei einem Arzt wir auf Krankheiten (Erbkrankheiten) untersucht (Sperma wie Mann), es werden alle möglichen fragen zu Person, familie usw gestellt, die man bei nem Essen garnicht bzw viel zu wenig klären kann.
Auch wenn man bei der Geburt “Vater unbekannt” angibt, ist das schon die erste Lüge dem Kind gegenüber… auch wenn das kind vom Vater weiss.
Was wenn der Vater es sich plötzlich anders überlegt und doch Vater sein will?
Was wenn ihr euch so in die Haare bekommt u du den kontakt abbrichst?
Was wenn der neue Partner von deinem Kind Papa genannt wird und der “Erzeuger” eigentlich nicht mehr “gebraucht”wird und trotzdem Kontakt mit seinem Kind will?
Genau um diesen Probleme aus dem weg zu gehen, gibts die künstliche Befruchtung… und ein sicherer und gesünderer Weg ists alle mal.
Lieber Andi,
vorher wird es einen ärztlichen Check-Up geben. Das ist beiden sehr wichtig. Künstliche Befruchtung ist in Deutschland leider nur möglich, wenn Mutter und Vater ein Paar sind. Eine Samenspende ist rechtlich nicht zugelassen. Für diese Methode müsste Luise nach Dänemark oder in die Niederlande reisen. Der Samenspender ist in diesem Fall schon 3 mal Vater von Kindern, die bewusst ohne ihn aufwachsen…. Liebe Grüße
Märry
Ich habe mich auch dazu entschlossen ein Kind ohne Partner zu bekommen. Mein Sohn wird im April 2 Jahre alt. Es ist so, dass es in Deutschland eine Grauzone gibt. Ich habe mich auch lange mit der Frage auseinander gesetzt auf welchem Weg ich schwanger werden möchte. Letztlich habe ich mich für die künstliche Befruchtung entschieden. Ich habe in Berlin einen Arzt gefunden der das auch für alleinstehende Frauen macht. Deutschlandweit gibt es einige Ärzte, die das machen. Der Samen wird von einer Dänischen Samenbank bezogen. In Deutschland darf nur Samen von Spendern verwendet werden die einwilligen, dass das Kind später Kontakt aufnehmen kann wenn es das möchte. Ich bin sehr froh über meine Entscheidung und bin unbeschreiblich glücklich darüber, dass mein Sohn bei mir ist.
Liebe Grüße Vera
Liebe Vera,
danke für deine Infos. Die werde ich auf jeden Fall direkt weitergeben! Ich wünsche euch für eure Zukunft alles Liebe und Gute, schön, dass du so glücklich bist. Liebe Grüße Märry
Hallo Vera, der Arzt in Berlin würde mich mal interessieren? Beschäftige mich auch schon länger mit dem Gedanken, dachte bisher aber immer, in Deutschland wäre das als Singlefrau gar nicht möglich. Macht der das offiziell? LG
Liebe Christin,
Luise hat mir erzählt, dass es auch in Deutschland mehrere Ärzte gibt, die kinderlose Frauen behandeln. Liebe Grüße und Viel Erfolg!
Das klingt in der Theorie doch eigentlich ganz prima. Alles gut durchdacht, alles gut besprochen. Wie es dann praktisch läuft, weiß man natürlich nicht vorher (klar, das weiß man nie im Leben). Aber ein Vater, der regelmäßig “sein” Kind sieht, trifft, eine Beziehung aufbaut, soll keinerlei Rechte bekommen? Welche Rolle hat er dann?
“Vater unbekannt” soll eingetragen werden. Aber das Kind lernt seinen Vater kennen. Das soll sogar so sein.
“Der Vater wird auch Kontakt zum Kind haben, so lange es für uns alle drei tragbar ist” – und wenn es für zwei noch tragbar ist und für den/die dritte(n) nicht mehr? Wer entscheidet dann? Kein Gericht natürlich, denn das ist ja alles nicht offiziell.
Das alles birgt jede Menge Konfliktpotenzial. Was, wenn die Mutter entscheidet, dass das Kind besser mit ihr und dem neuen Partner lebt, und den biologischen Vater nicht mehr sieht? Kind und Vater aber wollen?
Ich bin Adoptivkind und habe ziemlich lange damit zu tun gehabt, dass meine leiblichen Eltern “unbekannt” waren. Mir hat etwas gefehlt. Mein halbes Leben lang. Das Wissen um die eigenen Wurzeln. Das sollte man nicht unterschätzen. Es geht nie nur darum, dass eine Frau gerne ein Kind möchte. Es sollte auch immer darum gehen, wie die anderen zwei Personen später mit der Situation klarkommen.
Ein Kind wird irgendwann größer, und dann reicht eine Erklärung wie “Damals aber kein passender Partner und Vater da war und mir sein leiblicher Vater dabei geholfen hat, es zu bekommen. Er aber mit Familie woanders lebt.” nicht mehr aus. Zumal sich die beiden dann ja auch längst kennen.
Ich denke, Luise lebt für ihren Wunsch und hat nur ansatzweise Vorstellungen davon, wie sich das alles praktisch gestaltet. Das ist keine moralische Verurteilung. Aber ich denke, ein Kind sollte einen Vater und eine Mutter haben – zumindest auf dem Papier. Denn jedes Kind weiß irgendwann, dass es ohne Vater nicht geboren worden wäre. Das ist kein guter Start, mit einer Lüge zu beginnen. Egal, wie gut das gemeint ist.
Ich bin ebenfalls 38 und plane beim zweiten Kind denselben Weg zu gehen wie die Protagonistin in deinem Bericht. Ich habe bereits ein Kind aus einer gewöhnlichen Mann-Frau-Beziehung und habe Schlimmstes erlebt, als es auf der Welt war, u.a. Wurde mir vom Vater das Baby von der Brust entrissen, da er eifersüchtig war, als ich es stillte. Ich bin so traumatisiert davon, dass ich es mir nicht mehr vorstellen kann, ein Kind in einer Beziehung zu bekommen. Zudem ist es jetzt ohnehin ein Wettlauf gegen die Zeit noch einen geeigneten Partner für diesesVorhaben zu finden. Zumal ich ebenfalls immer von 2-3 Kindern träumte und der noch vorhandene Kinderwunsch mich permanent in meinem Fühlen verfolgt, ganz besonders natürlich, wenn ich in meinen fruchtbaren Tagen bin und Babys und/ oder Schwangere sehe. Ich denke auch, dass es gesünder für ein Kind ist mit nur einem Elternteil aufwächst, das es aber wirklich von Herzen liebt als in einer Konflikt-oder gewaltgeladenen Beziehung, in der das Kind von einem Elternteil zum Buhmann für ausbleibenden Sex etc gemacht wird. Mein Kind hat davon übrigens Starke Verlustängste davongetragen. Er hat zB panische Angst, dass ihm Essen weggenommen werden könnte. Es ist klar, woraus sich dies entwickelt hat. – Gerne Austausch mit anderen Singlefrauen, die Samenspende planen.