Dieses Jahr ist alles anders. Ich bin entspannt und völlig stressfrei durch die Weihnachtszeit gekommen. Kein Geschenkewahn in der Stadt, keine übertriebenen Putzaktionen und ganz normale Plätzchenmengen. Woran das liegt? Ich glaube, dass ich endlich angekommen bin, mit mir und meinen Lieben.
Früher war mehr Lametta.
Als waschechtes Kind der Neunziger war das Weihnachtsfest für uns jedes Jahr etwas ganz Besonderes. Meine Mutter hat sich immer sehr viel Mühe gegeben und eigentlich war bei uns alles perfekt. Der Baum war riesig und ganz schön üppig geschmückt, das Essen wurde tagelang vorbereitet und wir saßen ganz schick am Esstisch. So wie man das eben macht. Doch irgendwann brach das ein. Wir fuhren nicht mehr alle Verwandte an den Weihnachtstagen ab und auch die große Planung blieb aus. Ich glaube meine Mama war einfach erschöpft von all den perfekten Ideen und Vorbereitungen. Nach der Trennung meiner Mutter feierten Weihnachten auf eine neue Art. Ohne großen Vorbereitungen und mit viel Ruhe und Gemütlichkeit. Seitdem gibt es hier eine neue Tradition: den ganzen Tag laufen Filme von Astrid Lindgren im Fernsehen, es gibt Unmengen kleine Schüsselchen für das Raclette und eigentlich trägt hier keiner mehr ein Kleid oder einen Anzug.
Jahrelang habe ich mich nach den stressigen Vorbereitungen und viel Trubel an Weihnachten gesehnt. Ich mag das sehr. Überall leuchtende Kinderaugen, schöne Gespräche und gemütliche Wohnzimmer. Die Spannung steigt mit jeder Minute und ist am Ende kaum auszuhalten. Wie gerne wäre ich manchmal wieder klein und würde die ganze Zeit am Fenster sitzen, um das Christkind auf keinen Fall zu verpassen. Diese Magie ist einzigartig und ich rate jedem, sie so lange beizubehalten, wie es möglich ist.
“Ich bin hier die Mama….”
In letzter Zeit wird mir immer mehr bewusst, dass ich jetzt hier die Mama bin, die das Weihnachtsfest plant, vorbereitet und es perfekt haben will. Dass ich heimlich Wunschzettel in Kleiderschränken verstecke und jeden Abend Tütchen für Adventskalender bestücke und mit viel Liebe verpacke. Dass ich mir einen Wecker stellen muss, um den Nikolaus nicht zu verpassen. Dass ich meterweise Geschenkpapier kaufe, der Mann mich mit einem Augenzwinkern von der Seite anlacht. In diesen Momenten wird mir auf eine ganz andere Weise bewusst, dass ich hier die Mama bin. Dass ich all die Aufgaben, die meine Mutter jahrelang für uns gemacht hat, übernommen habe.
Gerade in der Weihnachtszeit erinnere ich mich gerne an die gemütlichen Stunden in der Küche meiner Oma. Auch nach so vielen Jahren und viel schmerzhafteren Erinnerungen an sie, sind diese die schönsten und wichtigsten Gedanken in meinem Kopf. Wenn das blonde Mädchen ein garstiger Teenie wird, dann soll sie sich trotzdem immer an unsere immer wiederkehrenden Traditionen erinnern. Daran, dass hier in jeder freien Minute Plätzchen gebacken werden. Daran, dass die Weihnachtsbücher immer wieder vorgelesen werden. Daran, dass der Adventskalender nachts von den Weihnachtswichteln gebracht wird. Daran, dass das Christkind lieber Mandarinen als Plätzchen isst, wenn es den Wunschzettel abholt. Daran, dass der Baum zwar ein paar Tage vor dem Heiligen Abend in der Wohnung steht, er aber jedes Jahr zur gleichen Zeit geschmückt wird. Und zwar so, wie in den Jahren davor und mit den Anhängern, die schon an dem Baum meiner Kindheit hingen.
Früher war mehr Lametta. Es war hektischer, stressiger und perfekter. Das muss es gar nicht sein. Unser Weihnachtsfest ist gemütlich und an vielen Stellen bestimmt perfekter zu gestalten. Darum geht es mir aber tatsächlich zum ersten Mal nicht. Mir geht es um Erinnerungen, gemütliche Stunden und Wärme in unserem Wohnzimmer. Um leuchtende Kinderaugen und das Schaffen von neuen Traditionen. Denn dieses Weihnachten ist unser erstes richtiges Weihnachten als zusammengewürfelte Familie und ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich darauf freue.
Habt es fein!
frauraufuss
3 comments
Toller Text und wahre Worte. Bei uns ist in diesem Jahr auch das erste mal kein Weihnachtstress ausgebrochen, sondern Weihnachtsstimmung pur. Mit viel Ruhe, spielen, basteln und backen. So ist es doch irgendwie eine viel schönere Erinnerung – der tatsächliche Zauber der Weihnacht. Auf eine weiterhin ruhige Weihnachtszeit & ein tolles Fest.
Ups, anonym sollte das nicht sein : ajessis
Wünsch ich Euch auch! So ist es doch viel schöner und perfekt gibts glaube ich eh nicht….