Was wir Mütter den ganzen Tag machen? In der Elternzeit treffen wir uns mit anderen Müttern und trinken Kaffee, reden über unsere Kinder und darüber, was so ansteht. Was wir aber wirklich machen: wir reden über andere Mütter. Darüber, dass Kevin-Jason einen unmöglichen Namen hat. Darüber, dass Christiane einen total hässlichen Kinderwagen schiebt, dass Mandy das Köpfchen nicht richtig hält, dass Nicole das Tragetuch falsch gebunden hat und darüber, dass es ja wohl unmöglich ist Gläschen zu verfüttern.
Machen wir uns nichts vor, wir haben alle schonmal schlecht über andere Mütter gesprochen, regen uns auf und finden Dinge unmöglich. Ich bin die letzte die nicht offen zugeben würde, dass sie andere Mütter manchmal komisch findet und Aktionen nicht nachvollziehen kann. Aber ich vermute ich bin da sehr entspannt, geworden. Mir ist es egal ob jemand stillt oder nicht, ob er sich für oder gegen ein Familienbett entscheidet oder ob er sein Kind mit Stoffwindeln oder nicht wickelt. Wir alle dürfen Entscheidungen alleine treffen und niemand soll sich da einmischen. ABER. Neuerdings ertappe ich mich immer öfter dabei, wie ich mir den Mund zuhalten muss und mir ganz fest auf die Zunge beiße.
Spielplätze – FrauRaufuss muss hier weg
Ich sitze jetzt seit fast vier Jahren regelmäßig auf verschiedenen Spielplätzen, in verschiedenen Stadtteilen. Habe wohlmöglich fast alle Situationen durchgespielt, die man auf Spielplätzen so durchspielt. Ich habe sehr viel Kaffee getrunken, mein dreckiges Kind schreiend unter dem Arm nach Hause getragen (Müdigkeit kann manchmal ein fieser Hund sein) und alle Typen an Müttern kennengelernt. Mütter, die entspannt bleiben und das Kind einfach spielen lassen. Mütter, die panisch sind und vor allen Situationen Angst haben (und hier setzen wir bei FrauRaufuss ein dickes Kreuz, das würde sie aber niemals zugeben) und Mütter, die alles und wirklich alles verbieten.
Mein persönlichen Highlights?
Also. Da waren die beiden Mütter, die ihren ungefährt zehn Monate alten Babys verbieten wollten Sand zu essen. “Wenn du nicht sofort aufhörst fahren wir nach Hause.” Also zum Einen, meine Tochter hat wohl kiloweise Sand gegessen. Das bleibt eben nicht aus und ich habe auch bestimmt hunderte Male gesagt “Sand essen ist bah.” Aber ich würde einem zehn Monate altem Baby niemals damit drohen sonst nach Hause zu fahren. Warum nicht? Weil es das gar nicht verstehen kann. Ganz einfache Kiste. Irgendwann ist nämlich auch das Sandessen total uncool und hört auf. Und das Wort bah ist bestimmt auch total falsch und wir haben hier alle so einen Schaden weil ich meine Worte nicht immer mit Bedacht wähle, damit müssen wir wohl einfach leben.
Aber mein eigentliches Highlight erlebten wir gestern. Wiedermal saßen wir auf einem Spielplatz. Meine Tochter tobte von links nach rechts, kletterte überall drauf und in allen Ecken war das lachende Kind zu hören. In solchen Momenten geht mein Herz auf und kocht über vor Liebe. Neben uns saß eine sehr gepflegte und nette Familie. Der kleine Sohn schaute das Kalinchen an und wollte auch so toben und rennen dürfen. Mutter zum Vater: “Lass ihn ruhig laufen, er hat ja eine Spielplatzhose an. Die darf ruhig ein bisschen dreckig werden.” Nach wenigen Minuten aber war die Hose komplett eingesaut. Ich schaute zum Kalinchen, welches über und über mit Sand und Dreck beschmiert war, schwarze Füße hatte und niemand hätte vermutet, dass die Hose frisch aus dem Schrank kam. Die andere Mutter nahm ihren Sohn, schaute ihn verdutzt an und direkt verließ die Familie den Spielplatz. Der Sohn brüllte und wollte zurück, doch die Mutter wollte nach Hause um ihn umzuziehen.
Jetzt mal kurz unter uns. Warum dürfen Kinder nicht mehr dreckig werden? Wir haben doch alle Waschmaschinen zu Hause und eine funktionierende Dusche. Ich kann verstehen, dass es Klamotten gibt, die man nicht unbedingt auf dem Spielplatz anziehen sollte. Solche haben wir auch, für Feste und schickere Anlässe. Aber alle anderen Sachen sind für den Alltag. Und der ist ein Kinder-Alltag. Da wird gespielt, gebastelt, gemalt, geklettert, getobt und auf dem Boden gekrochen.
Meine Oma hat immer gesagt: “Dreckige Kinder sind glückliche Kinder.”
Und jetzt her mit euren Kommentaren, ich hab schon wirklich viel Kritik für meine Einstellung bekommen…
FrauRaufuss
6 comments
Beim Lesen ging mein Herz auf! Mein Sohn ist 14 Mobate und ein sehr witziges Kerlchen und oft ist er so dreckig und richtig eingesaut. Er darf nämlich sogar nach dem Regen auf dem Spielplatz. Und wenn ich danach noch zum Einkaufen oder beim Bäcker vorbei muss, dann ist das so. Dafür ist mein Kind glücklich und ich auch. Außerdem hat mir eine gute Freundin ein super Fleckenmittel empfohlen…
Also – meine Schwiegermutter würde jetzt sagen “Whats the matter?!” (Hat mein Mann als 4 Jähriger immer gesagt )
Da kann ich mich nur anschließen – Kinder sollen Spaß am Leben haben bevor sie es schneller verlernen als man gucken kann. Spielen und dabei schmutzig werden gehört auf jeden Fall! Ich bin meistens auch ziemlich eingesandet wenn wir auf dem Spieplatz waren :-)
Liebe Grüße
Steffi
ich hatte deinen Tweet bzw. deine Insta-Story dazu gesehen… aber die Geschichte udt ja nochmal ganz anders…
Ja wir haben auch Spielplatzhisen… aber da ist es mir egal, wie die Hose nach dem Spielplatzbesuch aussieht… also ich rede nicht von Dreck… eher von Grassflecken oder Löchern.
Die normalen Hosen sollten wenn möglich etwas länger heile bleiben… aber vllt. hat sich das jetzt auch bald erledigt, wenn der Sohn in die Kita kommt… da kann ich ihm ja nicht nur alte, evtl. schon kaputte Hosen anziehen
Der Sohn dürfte aber auch mit einer “normalen” Hose auf dem Spielplatz toben… ich würde es ihm nie verbieten… letztendlich ist ein glückliches Kind ja viel mehr wert als eine Hose
und wenn die Hose einmal dreckig ist, ist es ja egal ob “ein, zwei oder fünf Flecke” – dann wird sie gewaschen… daher kann ich nicht nachvollziehen ein Spiel wg. einer dreckigen Hose zu unterbrechen
LG
Bei uns darf alle Kleidung dreckig werden. Ich ziehe die Kinder nicht anders an, wenn sie nicht in die Kita gehen oder draussen spielen oder ganz was anderes machen. Bewährt hat sich beim Kleinen Sachen mit Muster zu kaufen (sieht man die Flecken nicht ganz so schnell ). Ansonsten hab ich vielleicht 1 bis 2 Outfits, die wir eher “für gut” anziehen. Hemden haben die Jungs pro Größe meist 1 bis 2 und ziehen sie kaum an. Wegen dem Selbständig werden schauen wir auch drauf, dass die Jungs die Sachen möglichst allein an und aus bekommen. Ich kaufe gern gute Qualität, denn der Kleine muss die Sachen vom Großen nochmal tragen. Ansonsten sind die Jungs sehr pflegeleicht und ziehen bisher bis auf wenige Ausnahmen noch alles an was Mama kauft
Unser Motto: dreckig, aber glücklich! Es haben sich Arbeitshosen für Kinder bewährt, die zum einen schnell trocknen, zum anderen an Knien und Po nicht so schnell kaputt gehen. Damit fahren wir gut. Abends waschen, morgens wieder anziehen. Vorher hatten wir pro Woche und Kind bis zu vier Hosen mit kaputten Knien … da hat der Spaß für mich aufgehört.
In der Krippe hing ein Zitat von M. Montessori: “Wenn Sie heute ein sauberes Kind abholen, hat es nicht gespielt und nichts gelernt.” Das habe ich doch gleich für den Kindergarten nochmal ausgedruckt. Und bekam als Rückmeldung einer Erzieherin, die am liebsten viel mehr Waldtage machen würde, dass wohl einige Mütter kopfschüttlend vor dem Blatt Papier standen.
Das ist aber ein schönes Zitat! Und genauso ist es doch auch…