„Maaaammmaaaa, da ist irgendwas ganz komisch in meinem Mund.“ Samstagmorgen 6.35 Uhr. Ich bin hellwach. Nach einem professionellen Blick in den Mund, mit Taschenlampe und Doktor Blick, stellen wir fest: der erste Wackelzahn ist da. Nach mehreren Blicken stellt Frau Doktor Raufuss fest, es sind sogar zwei Wackelzähne. Das Kind ist überfordert und muss erstmal weinen und Mama Raufuss weint direkt mal mit.
Dass hier mal wieder einiges passiert, ist kaum zu übersehen. In den letzten Wochen saugt das Kind neue Informationen auf und macht Dinge, die vorher undenkbar waren. Aber immer wieder sind die selbstverständlichsten Dinge nicht mehr zu schaffen. Dann wird geweint oder aber Mama ist der böseste Mensch auf der ganzen Welt. Türen fliegen in die Schlösser und tretend werden die Kuscheltiere auf gemeinsame Revanchen eingeschworen.
Hier wohnt ein Pubertier
Wäre das blonde Mädchen acht bis zehn Jahre älter, dann wäre die Diagnose einfacher zu stellen: die Pubertät naht. Jetzt ist das arme Kind aber erst seit kurzer Zeit fünf Jahre alt und noch sind, bis auf die Stimmungsschwankungen, keine Symptome der Pubertät festzustellen. Aber. MamaRaufuss ist ja nicht blöd, also nur manchmal. Schneller Blick in die eingestaubten pädagogisch hochwertvollen Bücher und ein Blick durchs Internet. Es gibt wohl tatsächlich so etwas wie eine frühe Pubertät, nämlich dann, wenn Kinder ihre Zähne verlieren.
Der erste Wackelzahn
Der erste Wackelzahn ist ein sicheres Zeichen für den Schuleintritt in wenigen Monaten. Unsere Kinder brauchen das letzte Jahr in der Kita, um sich auf diesen neuen und wichtigen Abschnitt vorzubereiten. Die gewohnte Umgebung wird gegen ein neues und viel größere Gebäude eingetauscht und viele der liebgewonnen Freunde müssen zurückgelassen werden. Dass das ein Chaos im Kopf hervorruft, scheint wohl einfach so zu sein. Und dann wird man auch noch immer wieder dran erinnert. „ Wow, du hast jetzt einen Wackelzahn. Dann bist du ja jetzt ein richtiges Schulkind.“ Die Augen des Kindes werden groß. Auch ihre Freude ist sehr groß aber ich glaube, dass auch die Angst vor den vielen neuen Eindrücken sehr groß ist. Und manchmal muss es dann eben raus. Dann muss man schreien, treten, ohne Grund weinen und wird wieder ganz klein.
Mama bietet Schutz
In all den Jahren als Mutter habe ich nie aufgehört meine Tochter zu beschützen. Manchmal vielleicht ein wenig zu viel und manchmal eben zu wenig. Wenn neue Situationen auf uns zu kommen, dann sitzt das große Kind wie ein kleines Baby auf meinem Schoss. In diesen Momenten braucht sie Schutz, Geborgenheit und ganz viel Nähe. Und das auch als fast Pubertier. Denn wenn alle Türen geknallt wurden und die Kuscheltiere keine Lust auf Kämpfe haben, dann schleicht ein kleiner Mensch durch die Wohnung. Die Augen werden durch ein Kuscheltier versteckt und ich kann die vielen Tränen noch riechen. „Mama, groß werden ist so oberdoof. Kann ich kuscheln kommen?“
Und dann ist er raus.
Und dann ganz plötzlich ist der Zahn rausgefallen. Nach tagelangem Wackeln und vielen Tränen, denn die Angst war dann doch größer als die Freude. Jetzt wohnt hier ein zahnloser süßer Fratz, der hoffentlich noch viel Zeit bis zur Pubertät hat. Bis dahin genießen wir das letzte Jahr vor der Schule und vergessen niemals, dass all das Neue gerade für das blonde Mädchen ein enormer Schritt ist. Wir können unsere Hände reichen und diesen Weg zusammengehen, denn wachsen werden wir daran gemeinsam.
Wie war das bei euch? Könnt ihr Veränderungen bei euren Kindern wahrnehmen?
frauraufuss