Es ist soweit. Und ich bin tatsächlich überhaupt nicht vorbereitet. Seit einigen Tagen haben wir offiziell ein Vorschulkind bei uns wohnen. Die Entscheidung für eine Schule fällt mir viel schwerer, als damals die Entscheidung für eine Kita. Hatten wir nicht erst gestern den ersten Tag in der Kita?
Ich kann mich doch ganz genau erinnern. Das Kalinchen trug eine Tunika, ihre ersten Hausschuhe und ganz stolz packten wir ihren Rucksack. Wir fuhren mit ihrem Lieblingskuscheltier in die Kita und wurden freudig begrüßt. Schnell wie ein Wirbelwind krabbelte sie von meinem Schoß, lief los und begann zu spielen. Die ersten Trennungsversuche in dieser ersten Woche verliefen ohne Probleme und die klitzekleinen Tränchen trockneten schon nach wenigen Sekunden.
Zwei Jahre später standen wir wieder vor der Kita. Diesmal betraten wir aber die Gruppe für die “Großen”. “Mama, du tannst dehen. Is bin ssonn droß.” Nach fünf Minuten war ich abgeschrieben und das Spielzeug war viel spannender.
Und jetzt? Jetzt habe ich morgens ein schlecht gelauntes Kind, dass sich langweilt und jeden Tag fragt, wann es denn endlich in die Schule geht. Eins, das gerne in mich reinkriechen möchte und ganz viel Kuscheleinheiten braucht. Das Thema Schule ist jeden Tag ganz oben auf ihrer Liste und wenn sie könnte, würde sie die Tage bis zur Einschulung zählen.
Vorschule für Eltern
Stück für Stück nabelt sie sich weiter von uns ab. In den letzten Wochen wird mir dieser Schritt von Tag zu Tag bewusster. Sie sucht sich morgens ihre Jeans selber aus, sie packt ihre Tasche für den Kita Tag ganz von alleine und winkt im Schwimmkurs aus dem Becken. Wir lassen sie los, Stück für Stück. Wir stärken ihr den Rücken und ermutigen sie Dinge alleine zu machen. Und wenn wir abends über den Tag reden, versuche ich immer ihr Selbstwertgefühl zu stärken und sie größer zu machen. Das Elternsein macht auch mich jeden Tag aufs Neue ein kleines Stück größer. Vielleicht ist dieses letzte Kita Jahr auch für mich wie ein Vorschuljahr. Ganz langsam kann ich mich an den Gedanken gewöhnen, dass es nicht mehr lange dauert, bis das blonde Mädchen in die Schule geht.
Ich habe immer gedacht, dass dieser Schritt ganz einfach passieren würde, genau wie das Abgeben in der Kita. Doch irgendwie fühlt es sich anders an. Größer, wichtiger und entscheidender. Eltern sein ist eben nicht immer einfach automatisch. Eltern sein zeigt dir Grenzen, deine eigenen und die der Kinder, zeigt dir Stärken und gibt dir ein warmes Gefühl. Ich werde also in wenigen Monaten vor der Schule stehen und das blonde Mädchen wird mit mir zusammen über unsere Grenzen herauswachsen und neue Wege gehen.
Ich bin gespannt, was dieses Jahr für uns bereithalten wird. Es wird auf jeden Fall spannend.
Wie ist das bei euch? Habt ihr auch solche Gedanken oder bleibt ihr entspannt?
FrauRaufuss
8 comments
Hi, wir haben auch ein Vorschulkind, ich finde es auch wirklich komisch. Er ist zwar unser zweites Schulkind, aber er war immer der “Kleine”, wir haben uns kaum daran gewöhnt, dass er Kindergartenkind ist. Er geht aber weiter gerne, obwohl er sich auf Schule mit seinem großen Bruder freut, seine Freunde sind beide wenige Monate jünger und haben noch ein Jahr länger Kiga. Bisher aber von Langeweile keine Spur, im KiGa gibts so viel zu machen und zu lernen. Den Großen hätten wir auch lieber noch ein Jahr dort gelassen und mit 7 eingeschult. Dort langweilt sich keiner. Schulwahl entfällt im Prinzip, wir gehen mal davon aus, dass er an der Schule des Großen genommen wird, sonst hätten wir wirklich ein Problem. Er selbst scheint uns aber grade ambivalent, ob er groß oder klein sein möchte.
Manchmal geht es für uns Eltern eben zu schnell. Schön, dass eure Kita sich so Mühe gibt! Liebe Grüße Märry
Bei uns hat heute der Kindergarten wieder angefangen und damit ist der Große jetzt auch auch Vorschulkind. Doch darauf freuen tut er sich nicht. Im Gegenteil, er will auf keinen Fall, niemals nie in die Schule. Er wird im Januar sechs, er wird dieses Jahr brauchen um sich an den Gedanken zu gewöhnen und sich zu freuen.
Allerdings gab es im Kindergarten auch gerade eine strukturelle Änderung, bei der 2/3 aller Kinder in neue Gruppen kamen, was ihn, der seine festen Strukturen und Abläufe braucht, sehr mitgenommen hat. So hat uns erst mal die Angst vor Veränderungen die letzten Wochen beschäftigt.
Die Schulwahl ist bei uns kein großes Thema, die Schule, in deren Einzugsgebiet wir wohnen und fertig. Hin und wieder schleicht sich bei mir der Gedanke nach einer Montessori Schule ein, aber nicht sehr laut. :-)
Hallo Susanne! Hier in Münster gibt es an jeder Ecke eine Grundschule und die Schulwahl ist daher eine echte Herausforderung. Für die nächsten Wochen wünsche ich euch Kraft und viel Durchhaltevermögen. Veränderungen müssen nicht immer schlecht sein, manchmal muss man sie als Chancen sehen. Liebe Grüße Märry
Hallo Märry,
Nach vier Tagen Kindergarten kann ich berichten, dass sich seine Ängste gelegt haben, er ist größtenteils begeistert, erzählt nur positives.
Die Erzieherinnen geben sich wirklich viel Mühe, es den Kindern einfacher zu machen.
Mir ist klar, dass Veränderungen nichts schlechtes sein müssen, nur ist das diesem speziellen fünfjährigen zuwider… ;-)
Liebe Grüße und eine schöne Waldfeier
Hallo Märry,
ich bin schon eine ganze Weile stille (aber deshalb nicht weniger begeisterte ;-) ) Leserin deines Blogs und kann mich in vielem, was du schreibst, sooo gut wiederfinden. Das ist wirklich beeindruckend :-) Begonnen bei der Ähnlichkeit des Namens, fortgeführt über das ähnliche Alter, in dem wir Kinder bekommen haben, den Status als Studi-Mama und die Patchworkfamiliensituation… vielleicht noch einige wenige Worte dazu: ich bin mit 21 Mama geworden, zu Beginn meines Psychologie-Studiums (hab mich zuvor an Medizin versucht und war damit ausgesprochen unzufrieden) und von Anfang an alleinerziehend. Als das Söhnchen fast 4 war, habe ich meinen jetzigen Freund kennengelernt, wir wohnen mit einer befreundeten Familie (3 Kinder, Hund + Katze) in einer kunterbunten Familien-WG in Dresden. Mittlerweile schreibe ich meine Masterarbeit (finally!!!) und mein Sohn ist seit August ein stolzes und sehr glückliches Schulkind, womit wir beim eigentlichen Anlass meines Kommentars wären. Im letzten KIGA-Jahr hatte ich ganz ähnliche Gedanken wie du. In unserer KITA gab’s nochmal eine extra Vorschulgruppe, doch ist meinem Sohn diese Umstellung gar nicht schwer gefallen, er fand es toll, jetzt einer von den gaaanz Großen zu sein, die eben auch einige Privilegien hatten (besondere Ausflüge, wegen derer sogar mal der Mittagsschlaf ausfallen durfte, yay!). Schwimmkurs stand an und auch sonst so viel Cooles, dass er dem Vorhaben “Schule” eher mit Skepsis gegenüberstand – könnte das so toll werden wie dieses aufregende letzte KITA-Jahr? Er hat sich zwar auch sehr für schulische Inhalte im weitesten Sinne (ganz besonders für Zahlen & die Uhr) interessiert, konnte sich das mit der Schule aber noch nicht so richtig vorstellen. (das scheint ja bei euch kein Problem zu sein ;-) ) An unserer Grundschule gab es 3x ab März einen so genannten Zuckertütentreff und dann noch einen Kennenlern-Bastelnachmittag mit der Klassenlehrerin, wo die Kinder das Schulhaus, Klassenräume, Lehrer, Erzieher und andere Kinder kennenlernen konnten. Das war toll für meinen Sohn – denn von da an wuchs die Vorfreude auf die Schule. Er kannte bis dahin auch keinen seiner Klassenkameraden aus der KITA, da er die Unikita in einem anderen Stadtteil besucht hatte, auch in der Hinsicht war es also eine tolle Gelegenheit. Trotzdem konnte ich mich bis zur 5-tägigen KIGA-Abschlussfahrt nicht so ganz an den Gedanken gewöhnen, 2 Monate später ein Schulkind zu haben. Das Zuckertütenfest kam und ich war ganz emotional und gerührt. Das Söhnchen selbst schien mittlerweile aber gar kein großes Interesse daran zu haben, weitere Zeit im KIGA zu bleiben, am liebsten wäre er gleich nach der Abschlussfahrt zur Schule marschiert. Mein Eindruck insgesamt: in diesem letzten Kindergartenjahr passiert noch so viel, vor allem auch hinsichtlich emotionaler und sozialer Reifung, auch bei Kindern, die kognitiv vielleicht schon 1 Jahr zuvor schulreif gewesen wären, dieser Sprung war bei meinem Sohn und seinen KIGA-Freunden ernorm. Und dann kann man sich das mit der Schule plötzlich auch viel besser vorstellen – bei uns galt das für Kind wie Eltern :-) Mein Sohn geht unheimlich gern in die Schule und sagt häufig, wenn ich ihn aus dem Hort abhole, dass der Schultag so viel schneller vergehen würde, als der KITA-Tag, weil es immer etwas Neues zu lernen und zu entdecken gebe. Und mittlerweile hab auch ich mich komplett an den Gedanken gewöhnt, ein Schulkind zu Hause zu haben ;-)
Gewöhnungsbedürftig finde ich allerdings nach wie vor, dass viel mehr hinter “verschlossenen Türen” passiert als im KIGA, mein Sohn erzählt zwar relativ ausführlich von seinen Tagen, aber es ist natürlich nicht so (anders als in unserer KITA), dass sich fast täglich noch ein Gespräch mit der Erzieherin/Lehrerin ergibt. Das klingt jetzt sehr gluckenhaft, ich leide nicht enorm darunter oder so, aber es ist eben doch ein bisschen anders. Von den Kindern wird Selbstständigkeit erwartet und von den Eltern eben auch, dass sie dies zulassen können, was ich wichtig und richtig finde (und zunehmend weniger komisch)
Jetzt ist dieser Kommentar unheimlich lang geworden, so ist das, wenn man die Worte zu lange aufstaut und dann der Damm bricht ;-)
Ihr habt ja noch ein Jahr bis zur Einschulung – genießt es, ebenso die Vorfreude auf die Schulzeit und die Wehmut beim Abschied vom Kindergarten.
Viele Grüße Maria
Viel Glück bei der Masterarbeit! Ich drücke dir alle Daumen, das wird schon! Liebe Grüße
Oh Gott, ich entschuldige mich, so in der Volltextversion erscheint das ja noch viel mehr als in dem kleinen Schreibfeld zum Scrollen…