Es ist Donnerstag, Feiertag in NRW. Der blonde Wirbelwind und ich sitzen am Flughafen. Es ist der erste Flug des Kindes, dementsprechend ist ihre Stimmung zwischen Aufregung und Angst vor dem Neuen. Wenige Minuten vor dem Boarding kommt die Durchsage, die unseren Tag gewaltig durcheinander werfen wird: ” Ihr Flug nach Leipzig wurde annulliert.“ Mir ist plötzlich ganz warm, ich bin ein wenig überfordert und neben mir werden die kleinen Augen immer größer: „Schlafen wir dann jetzt am Flughafen?“ Nach endlosen Diskussionen am Schalter, wir dürfen uns nicht in den vorderen Teil der Schlange stellen, da Familien aufgrund eines empörenden Rentners nicht bevorzugt werden dürfen, bleibe ich noch ganz ruhig. In meinem Kopf läuft ein Band mit den immer wieder kehrenden Sätzen ab: „Du bleibst ganz ruhig. Du kannst jetzt eh nichts ändern. Atme tief durch.“ Nach der Umbuchung, einem erneutem Einchecken und einer großen Pizza bin ich allerdings so weit, dass ich am liebsten platzen möchte.
Das ist das, was Sie denken.
Das Kind und ich sind mittlerweile seit Stunden unterwegs. Bis jetzt ist sie unglaublich aufmerksam, lieb und ohne nennenswerte Ausbrüche geblieben. Wir haben uns vorgenommen, das beste aus der bescheidenen Situation zu machen. Am Gate haben wir zwei nette Mitreisende kennengelernt und so sitzen wir alle zusammen und warten auf den Flug, der in über 3 Stunden starten wird. Als Mutter des Jahres habe ich das Ipad nachts aufgeladen und bin über das WLAN unglaublich froh. Das Kind darf jetzt nämlich ihre Lieblingsserie gucken. Nach der ersten Folge denke ich mir: Heute kommt es auf nichts mehr an. Solange wir jetzt hier entspannt warten, darf sie eben noch eine Folge gucken. „Spätzchen, mach dir ruhig noch eine Folge an. Heute ist dann mal ein absoluter Ausnahmetag.“ Neben mir schaut eine Frau zu uns und fängt auf einmal an mit mir zu sprechen. Auftritt der SuperMama des Flughafens: „Glauben Sie nicht, dass Ihr Kind schon genug geschaut hat für heute? Dazu noch die Pizza vorhin und die ganzen Süßigkeiten. Sie sollten sich mal genau überlegen, wie Sie Ihr Kind erziehen möchten.“ Stille.
Im ersten Moment bin ich einfach nur baff. Passiert das hier gerade wirklich? Springe ich jetzt auf und ziehe an ihren perfekt geföhnten Haaren? Oder bleibe ich einfach ruhig und gelassen? Ich schaue um mich und finde Möglichkeit eins ziemlich unpassend. Also atme ich tief ein und sage mit ganz gerader Stimme: „Das ist das, was Sie denken.“ Drehe mich um, schaue auf meine Tochter, gebe ihr einen Kuss und grinse sie an. Die SuperMama ist empört und setzt sich wieder zu ihren SuperKindern.
Warum ich so ein Verhalten peinlich finde.
Liebe SuperMama!
Ihr Auftritt am Flughafen hat mich noch wenige Stunden später sprachlos nachdenken lassen. Das passiert relativ selten und ich bin froh, dass ich so cool und gelassen reagiert habe. Denn eigentlich hätte ich mich gerne erklärt und Ihnen klar gemacht, warum meine Tochter an diesem Tag mehr als eine Folge schauen durfte. Und selbst wenn sie jeden Tag stundenlang vor der Glotze hocken würde, wäre das meine Sache. Ich bin empört und wirklich schockiert über so ein Verhalten. Ich habe keine Ahnung, wie Sie Ihre Kinder erziehen, welche Regeln Sie in Ihrem Haus aufgestellt haben. Mir würde es aber im Traum nicht einfallen darüber zu urteilen. Vielleicht für mich ganz alleine, in meinem Kopf. Und nach Ihrem Auftritt habe ich das auch gemacht. Ich habe Ihnen gewünscht, dass Ihre Kinder den ganzen Flug sämtliche Regeln vergessen würden und Sie mit hochrotem Kopf und durchwuselten Haaren am Ziel Ihrer Reise ankommen würden. Vielleicht denken Sie beim nächsten Mal darüber nach, ob Sie sich in Dinge einmischen, die Sie absolut nichts angehen.
Mit Grüßen
frauraufuss, die bestimmt nicht perfekt ist, aber auf Ausnahmen steht.
1 comment
Komisch, aber solchen Supermamas begegnet man öfter, als einem lieb ist. In der Schlange im Supermarkt, in Freizeiteinrichtungen und und und…
Jeder Mutter ist so eine supermama schon mal über den Weg gelaufen. Ich finde es einfach empörend, was einige Leute sich herausnehmen, indem sie sich ungefragt in anderer Leute Angelegenheiten einmischen. Ihre Reaktion war genau richtig.