Die letzten Wochen waren an vielen Stellen ziemlich anstrengend, haben Kraft gekostet und uns alle an Grenzen gebracht. Nach und nach lerne ich aber, mein großes Kind auf eine neue und ganz andere Art und Weise lesen zu lernen. Was nämlich ganz neu ist: über Ängste sprechen, Ängste spüren und mit ihnen umgehen. Heimlich beobachte ich das große Mädchen neuerdings dabei, wie sie ihre Hände faltet und mit Gott spricht. Mit Kindern über Gott sprechen, denn der hat Kopfhörer!
Wir liegen abends immer zusammen im Bett, lassen den Tag Revue passieren und überlegen, was der neue Tag besser machen kann. Ängste und Sorgen werden vom Sorgenfresser zerfressen und manchmal hilft auch das Gespräch mit Gott. „Wie kann Gott denn eigentlich wissen, dass du gerade Sorgen und Angst hast? Merkt der das einfach so?“ „Aber Mama, Gott hat doch Kopfhörer und hört immer dann zu, wenn man zu ihm spricht. Der weiss dann, dass ich gerade ein wenig Hilfe brauche, denn der schaltet dann die Kopfhörer nur für mich an.“ Ich bin erstaunt und muss ein wenig über diese kindlichen und unglaublich tollen Vorstellungen schmunzeln.
Mit Kindern über Gott sprechen
Wie einfach kindliche Gedanken doch sind. Wenn ich Angst habe, dann kann ich diese Angst einfach aussprechen und jemand, eventuell auch ganz oben im Himmel, hört mir zu und nimmt meine Sorgen ernst. An diesem Abend reden wir lange über Gott und die Vorstellung von ihm. Denn für das Kind ist es ganz verwunderlich, dass Mama auch mal keine genaue Antwort auf etwas hat. Wie sieht Gott aus? Wo wohnt er? Hat er einen Hund? Oder sogar ein Haus? Wichtig ist aber immer wieder, dass er mit seinen speziellen Kopfhörern genau weiss, was die Menschen bedrückt und wie er ihnen zuhören kann. Kurz bevor das große Mädchen einschläft, erklärt sie mir, dass Gott ein bisschen größer als wir Menschen ist und mit seinem kuscheligen Mantel auf einer Wolke sitzt und genau sehen kann, was die Menschen machen.
Sorgen teilen
Je größer Kinder werden, desto offener sollten sie mit ihren Sorgen und Ängsten umgehen, oder es Stück für Stück lernen. Wem das mit alles zu christlich ist, der kann auf einen Sorgenfresser ausweichen. Bei uns war einer in der Schultüte und wird immer wieder gut genutzt. Und der funktioniert wirklich: nach kurzer Zeit sind die Zettel zerfressen und nur noch kleine Stücke sind übrig. Das Großwerden ist nicht immer einfach und manchmal würde auch ich gerne wieder Kind sein. Die größte Angst des Kindes? Großwerden. Deswegen gibt es hier einen Deal: Sie sagt mir, wovor sie Angst hat und wir reden dann darüber. Im Falle des Großwerdens haben wir jetzt beschlossen, dass sie auch mit 45 noch bei mir wohnen darf und ich dann immer noch so witzig bin, wie heute. Wir gehen zusammen einkaufen, machen Erwachsenenkram (wobei mir nicht ganz klar ist, was wir dann so machen) und ich kümmere mich weiterhin um die Schnittchenplatte am Abend. Kindliche Vorstellungen? Sind manchmal zu süß und machen das Leben doch stellenweise viel einfacher?
Bis dahin werden wir weiter in die Kopfhörer von Gott sprechen oder Zettel für den Sorgenfresser schreiben. Denn eins ist klar: Ängste sind wichtig und müssen Gehör finden.
Wie ist das bei euch? Haben eure Kinder Sorgenfresser? Und sprecht ihr über Gott?
frauraufuss