Das größte Problem von Patchwork Familien ist das Gegenseitige Vermissen. Also so fühlt es sich für mich gerade an. Den Winterurlaub haben wir aufgeteilt, die ersten paar Tage war das Kalinchen mit mir und Herrn Raufuss zusammen im Urlaub. Am Montag haben wir uns auf halber Strecke mit ihrem Papa getroffen und bis Freitag hat sie jetzt exklusive Papa-Zeit. Noch im Auto auf dem Autohof schossen mir dicke Tränen in die Augen. Wird das jetzt immer so sein? Werde ich jedes zweite Wochenende dicke Tränen vergießen?
Bei allen Aktivitäten in den letzten Tagen, muss ich ständig an sie denken. Der abendliche Anruf ist für mich gleichzeitig der schönste und traurigste Moment am Tag. Vorhin war sie so süß, hat ganz lieb gefragt wie es mir geht und wir konnten 7 Minuten an ihrem Alltag teilnehmen. In diesen Momenten fehlt sie mir am Meisten. Ich kann mir ihr Strahlen in den Augen und ihre Hüpferei auf dem Bett richtig vorstellen. Für sie ist dieser Wechsel ein Stück weit normal, er gehört eben dazu. Sie freut sich auf die neue Wohnung, hat aber noch überhaupt nicht realisiert was das für uns alle bedeutet. Aber wie soll sie auch. Selbst mir fällt es schwer, alle Konsequenzen zu sehen und zu verstehen. Mich macht dieser neue Lebensabschnitt so glücklich und doch geben wir alle etwas auf. Das macht mich dann doch wieder traurig.
Herr Raufuss verlässt für uns seine Stadt, zieht aus seiner Wohnung aus und lässt Freunde zurück. Das Kalinchen muss ab jetzt alle paar Tage pendeln, schläft nicht mehr jede Nacht in dem gleichen Bett und wird damit groß, dass sie 2 Zuhause hat.
Für mich wird auch ein komplett neuer Alltag einziehen. Wenn das Kalinchen bei ihrem Papa ist und Herr Raufuss unter der Woche arbeitet, werde ich ganz alleine sein. Alleine Frühstücken, Abendessen, niemand kommt spät abends nach Hause und ich bin ein Stück weit alleine. Das ist für mich neu. In den letzten 6 Jahren, nach meinem Auszug, habe ich immer mit anderen Menschen zusammen gewohnt und es war immer jemand da. Zum Quatschen, lachen oder einfach um nicht alleine zu sein. Am Anfang waren es meine Mitbewohner in der WG, dann der Papa vom Kalinchen und nicht zuletzt das Kalinchen selbst. Auf das neue Zuhause freue ich mich sehr. Die Wohnung ist traumhaft, ich bekomme ein Arbeitszimmer und der neue Lebensabschnitt braucht auch ein neues Heim. Am Meisten freue ich mich aber auf ein Heim zusammen mit HerrnRaufuss. Keine Kofferpackerei mehr, keine stundenlangen Zugfahrten, keine leeren Kühlschränke, keine schlechte Laune weil das eine Shirt eben doch nicht eingepackt wurde und ein Stück weit gemeinsam ankommen.
Ich kann jetzt noch nicht sagen, wie das so wird mit 2 Kinderzimmern, 2 Familien und dem ganzen Drum herum. Ich kann nur sagen, dass mich dieser Abschnitt im Grunde total glücklich strahlen lässt. In den ruhigen Minuten kommen mir aber Zweifel, Angst und Trauer entgegen.
Mir fehlt das Kalinchen so unglaublich und die Gedanken an einen ständigen Wechsel würde ich so gerne ausblenden. Ich weiss, dass sich das Ganze in ein paar Wochen eingependelt hat und wir alle besser mit der Situation umgehen können, jetzt gerade macht es mich aber traurig. Die Zweifel, ob ich meinem Kind da etwas zumute, was sie später gegen mich ausspielt, schwingen trotzdem immer irgendwie in meinem Kopf.
Und auch mein altes Zuhause wird mir fehlen. Dort sind so viele Dinge passiert, die ganze Wohnung steckt voller Emotionalität.
Aus einem zusammengewürfelten Gewusel versuchen wir jetzt eine Familie zu machen. Und die ersten Meilensteine haben wir erfolgreich hinter und gebracht. Das Kalinchen und Herr Raufuss haben sich gegenseitig sehr gern und auch die Kommunikation mit ihrem Papa läuft sehr gut. Wir sind da auf einem guten Weg.
Fühlt sich das bei den Patchworkfamilien unter euch auch so an oder mache ich mir völlig falsche Sorgen?
FrauRaufuss
10 comments
Liebe Märry, die Kids verpacken das wirklich viel selbstverständlicher und leichter als die Erwachsenen denken. Ich glaube, sich sorgen zu machen ist in sofern gut, weil man gut acht gibt auf alle Parteien, die beteiligt sind. Solange die Erwachsenen gut kommunizieren und das kalinchen mitbekommt, dass alle am gleichen Strang ziehen, halt für sie die Familie doch zusammen. Ich wünsche euch alles Glück dieser Welt, weithin Zuversicht und den Mut, nach euren Bäuchen zu handeln. Die wissen meistens was richtig ist. ❤
<3
Oh ich kenn das so gut. Auch mein großer Keks geht so oft zu seinem Papa und dann fehlt er mir so sehr. Auch wenn ich weiß, dass er sich freut, ist doch jeder Abschied wieder schwer. Und die ganze Organisation – wann geht er und wann kann er nicht, wann können dann die Großeltern auf unserer Seite (zu denen lustigerweise auch der Vater vom Kekspapa gehört) den Keks sehen.
So wie du Herrn Raufuss hast habe auch ich einen neuen Mann gefunden, wir haben ein neues gemeinsames Zuhause und seit kurzem sogar eine kleine Tochter. Der Große fehlt mir seitdem noch mehr. Nach außen sehen wir ohne ihn aus wie eine kleine süße Familie und doch sind wir nicht vollständig, wenn er nicht da ist. Durch die Zeit bei seinem Papa geht uns so viel Familienzeit verloren.
Es ist nicht einfach, aber auch nicht zu ändern. Und solange die Kinder beim Papa glücklich sind müssen wir das so wohl schweren Herzens akzeptieren.
Hallo! Wir sind als Wechselkinder aufgewachsen, seit wir 5 und 1 waren. Ich fand es -je nach Alter- gut oder schlimm. Manchmal war es auch toll. Und um zweimal Urlaub haben uns immer alle beneidet!
Einen sehr einfachenTipp habe ich allerdings, abseits von der emotionalen Ebene. Kümmert Euch darum, dass sie später nicht viel mehr organisieren muss als andere Kinder. Wir haben immer Probleme gehabt, dass mal das Mathebuch nicht da war und mal die Gummistiefel in der anderen Wohnung. “Hast Du das wieder bei Papa (oder Mama) vergessen, hat uns immer sehr geärgert. Lieber Sachen doppelt kaufen.
Liebe Grüße und Kopf hoch!
Das versuchen wir jetzt schon :) Danke für den Tipp !
Also ich bin ja auch Scheidungskind. Normalerweise waren wir jedes Wochenende am Samstag bei unseren Papa. Als er wieder eine Freundin hatte, haben wir auch viel mit der Familie zusammen etwas unternommen. Schade fanden wir das meistens dann, wenn Familienfeste waren. Unsere Eltern haben sich nicht wirklich im Guten getrennt. So war unser Vater zum Beispiel bei Konfirmationen mit in der Kirche, aber nicht beim Kaffee trinken und Kuchen essen.
Mittlerweile ist es okay, wenn sie sich sehen. Dass macht es jetzt bei Geburtstagen der Enkel wesentlich leichter :)
Woran ich mich noch erinnere, was mich als Kind gestört hat: wenn Versprechungen nicht eingehalten werden. So kam unser Vater auch mal samstags nicht um uns abzuholen – dann ist für mich immer eine Welt zusammen gebrochen. Genauso, dass er uns alle zusammen mit Motorrad und Beiwagen abholt hat nie stattgefunden. Aber wenn andere keine Versprechen einhalten, dann kann ich das auch heute noch nicht verstehen.
Ihr macht das schon! Solange sich alle gut verstehen, miteinander kommunizieren und auf das wohl eurer kleinen achten, kann man auch nicht mehr tun. Ich hasse den Spruch manchmal, aber: Alles wird gut!
Hier kommen die Kinder mit den Veränderungen besser zurecht als mancher (moralisierender) Erwachsener.
Als Vater, der seine Kinder nicht mehr so oft sehen kann, bin ich aber immer noch auf der Suche nach meiner Rolle im Leben meiner Kinder.
Der Abschied tut nach einem Jahr nicht jedes Mal weh, aber immer wieder mal. Vor allem, wenn ich das Gefühl habe, dass K2 mehr Zeit mit mir gebraucht hätte.
So, wie du über eure Situation schreibst, geben alle ihr Bestes, damit auch die neue Situation auf ihre eigene Weise gut werden kann. Das freut mich sehr für euch.
Bei uns läuft es seid etwas über 2 Jahren auch im Wechsel. Jedes 2.Wochenende ist Mausezahn beim Papa weil ich als Krankenschwester arbeite.
Mausezahn steckt es sehr gut weg.Sie ist entspannter seit dem wie uns getrennt haben.
Inzwischen haben wir Beide neue Partner,die Mausezahn lieben und von ihr geliebt werden.
Was bei uns wichtig ist, ist eine enge Kommunikation und Absprache. Sonst versucht sie bei Papa andere Regeln durchzusetzen als zu Hause.
Wir sind eine große Familie und sie macht für sich(auch gegenüber anderen Kindern)
klare Unterschiede zwischen Papa und meinem neuen Partner.
Vieles gibt sich automatisch. Ohne große Anstrengungen.
Hey,
Wir leben auch seit knapp 3 Jahren in einer Patchwork Familie – meine Tochter Leonie (8), mein Freund Timo und ich. Am Anfang war es auch oft anstrengend für alle Beteiligten, aber ich denke, wenn man es ernst miteinander meint, dann kann man den Schritt nicht früh genug wagen, zusammen zu ziehen, denn nur so kriegt man raus, ob es passt! Und zwar ohne Schonprogramm und von 0 auf 100 ;)
Bei uns läuft es mittlerweile echt entspannt und harmonisch und auch der Kontakt ZUM Papa hat sich sogar noch verbessert.
Leonie ist jedes 2te WE bei ihrem Papa in Bochum, und wir genießen diese Zeit für uns eigentlich alle sehr. Man muss sich immer wieder vor Augen halten dass das Kind ja auch ein Recht auf Papa Zeit hat, und zwar exklusiv und mehrere Tage am Stück. Wenn man sich dann noch was als “Pärchen” vornimmt (und sei es nur ausschlafen….) vergeht die Zeit meist wie im Flug und Sonntag Abend wird dann ganz viel erzählt, wie das jeweilige Wochenende so war.
Wünsche euch viel Glück für euer gemeinsames Abenteuer! Das wird super!!
Lieben Gruß aus Coesfeld
Tinka
Hallo Tinka!
Ich fange gerade an, mir diese Zeit alleine positiv zu reden. Und ich hab an den letzten Tagen schon so viel mehr geschafft! Liebe Grüße zurück!