Es ist 3:45 Uhr. Schweißgebadet wache ich auf. In den letzten Nächten habe ich immer und immer wieder den gleichen Traum: ich bin mit meinem dritten Kind schwanger, das Kalinchen ist ein Schulkind und ein zweijähriges Mädchen hüpft durch unsere Wohnung. Ich sehe mich in der Tür stehen, auf meine zwei Mädchen blickend und merke, wie mein Herz ganz mächtig pocht.
Wirklichkeit Mama
Ich bin gerne Mama. Nichts Neues und doch etwas Besonderes. Meine Tochter ist mein Abbild. Sie sieht mir so ähnlich, imitiert meine Sprache und hat meinen Dickkopf geerbt. Sie ist stur, schreit gerne rum und kann mit ihren Blicken harmonische Frühstücke zu Wirbelstürmen verwandeln. Abends bin ich oft ko. Manchmal weine ich, denn die Ungerechtigkeit macht mir zu schaffen. Ich gebe mir so viel Mühe und doch reicht es ihr einfach nicht aus. Ich beherrsche unser Chaos und will es jeden Tag bezwingen.
Mütter sind eigenartige Wesen. Egal wann ein Kind auf die Welt kommt, es ändert alles. Einen kurzen Moment bleibt das Leben stehen und läuft anders weiter. Dinge, die vorher undenkbar gewesen sind, gehören ab jetzt zum Alltag. Wer hätte denn gedacht, dass ich jeden Morgen eine Auswahl an Frühstücksdosen-Inhalten zusammenstelle, damit das Kind auch etwas findet, worauf es Lust hat? Vor fünf Jahren hätte ich mich für total durchgedreht erklärt, gut bin ich wohl auch. Niemals hätte ich den Großteil meiner Gespräche über Kindererziehung und die besten Geschichten über Wutausbrüche geführt. Und heute? Da rufe ich meine beste Freundin an, erzähle ihr wie schlimm der Tag war, wie wütend ich bin und wie bockig das Kind war. Ich erzähle ihr aber nicht, dass mein neuer Schal perfekt zur Jacke passt und dass meine Geburtstagsgeschenke in diesem Jahr besonders persönlich sind. Warum nicht? Weil es wohl wichtigere Dinge in unserem Leben gibt. Ich bin Mama, mit Leib und Seele. An schlechten Tagen, wenn das Kind absolut durchdreht und ich mich frage, ob es vertauscht ist und an guten Tagen, wenn ich vor Stolz platzen könnte. Natürlich bin ich auch noch ich, aber eben anders. Eigenartig.
Wunsch Mama
Und dann ist da dieser Traum. Immer wieder plöppt er auf. Meistens nach den Tagen, die besonders gruselig und schrecklich waren. Vielleicht soll er mich aufheitern, mir zeigen, dass ich trotz all den schlimmen und anstrengenden Seiten so gerne Mama bin. Dass ich das Zeug dazu habe, drei Kinder zu haben. Verrückt. Denn manchmal frage ich mich, wie ich mich verändern werde, wenn ich noch ein Kind bekomme. Werde ich ruhiger oder noch chaotischer? Verrückt bleibe ich hoffentlich auch dann noch.
Die Evolution ist genauso eigenartig, wie die Mütter selbst. Denn obwohl wir alle oft am Ende sind, alles anzweifeln und unsere Kinder gerne im Smaland vergessen würden: wir wollen mehr davon. Ich finde das verrückt. Und niemals hätte ich mir vor fünf Jahren vorstellen können, dass ich jemals so fühlen werde. Dass ich mit einer Horde Kindern leben möchte und sich mein Leben in eine andere Richtung drehen wird. Dass ich mir nichts Schönes vorstellen kann, als neben meinem Mädchen aufzuwachen und in der Nacht ihre Hand zu halten. Dass ich mich auf Elternabende in der Schule freue, dass ich Dinge verändern möchte und, dass Freundschaften von Müttern etwas so unglaublich Tolles sind. Denn niemand muss sich verbiegen, Dinge vertuschen oder verbergen. Wir fühlen mit und helfen uns gegenseitig.
Kennt ihr solche Träume?
frauraufuss
6 comments
Diesen Traum den du da hast ist meine Wirklichkeit. Und was soll ich sagen? Es wird immer verrückter. Aber es wird auch immer einfacher. War ich als Einkindmama noch fürchterlich gestresst, schnell genervt und auch abends immer fix und fertig, bin ich das mit drei Kindern nicht mehr ganz so sehr, weil ich einfach nicht mehr so viel von mir erwarte. Eigentlich bin ich gelassener. Das Chaos wird nicht mehr bezwungen, es wird einfach links liegen gelassen. Mit jedem Kind bin ich eine noch stärkere Mama geworden. Das Sprichwort “Man wächst mit seinen Aufgaben” trifft hier absolut zu.
Liebe Grüße,
Lila
Hallo Märry,
bei mir sind diese Träume mittlerweile Vergangenheit, da meine Kinder auf dem besten Wege sind “groß” zu sein (13+15).
Aber trotzdem kann ich diese Situationen wieder anknipsen, als wäre es gestern gewesen.
Und obwohl sie fast “groß” sind, immer deutlicher ihre eigenen Wege gehen und Mama und Papa in vielen Situationen “peinlich, anstrengend und auch mal ätzend” sind, kommt es Gott sei Dank auch immer noch zu den Momenten des kuschelns, da seins und Hand haltens!
Eine meiner besten Freundinnen hat mir kurz nach der Geburt meiner ältesten Tochter mal gesagt:
“Denk immer daran, es bleibt nie gleich! Es wird mal besser, mal schlechter, aber eins wird es immer: ANDERS!”
Tja und was soll ich sagen, sie hatte und hat recht!
Dinge, die mir mit einem Kind schier unüberwindlich vorkamen, waren mit zwei Kleinkindern plötzlich nicht mehr der Rede wert und auch so Momente, wie das Loslassen des ersten Kindes, erscheint dir beim zweiten nicht mehr ganz so schwer, da Nummer eins es ja auch gut geschafft hat.
Heute sind die Träume anders, manchmal nicht weniger erschreckend oder beängstigend, aber mit dem Wissen (siehe Lila ;) ), “Man wächst mit seinen Aufgaben” und immer nach dem Motto: “Lebe deine Träume”, geht es einfach weiter!
Liebe Grüße und eine wunderschöne Weihnachtszeit,
Nicole
Ich kenne das nicht. Ich hab einen 16 monatigen Sohn und will kein zweites Kind. Hab ich mir schon vorher nicht vorstellen können, seit er da ist drei mal nicht. Der lastet mich echt genug aus :-D
dürfen sich die werten leser auf eine umsetzung des plans freuen, liebe märry?
liebe grüsse
Hallo du liebe Mama,
mir geht es haargenau wie dir. Es ist so schön zu wissen das ich nicht die einzige bin der es so geht. :)
Meine Räubertochter ist ein Dickschädel und Wutzwerg vom Feinsten und trotzdem wünsche ich mir ein zweites Kind. Mein Mann fragt immer wie ich das Chaos (inklusive Hund) managen will und ehrlich gesagt habe ich so absolut keine Ahnung. Trotzdem fühle ich mich noch nicht vollkommen und der Gedanke die Familie wachsen zu lassen lässt Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen. Ich bin halt gerne Mama und das mit Leib und Seele. ❤️
Dieses Gefühl ist doch einfach wunderschön. Ich glaube, dass man sein Leben immer so organisiert bekommt, wie es am Ende muss. Heißt, auch mit mehreren Kindern wird es funktionieren und laufen….